Die Andere, Wochenzeitung für Politik, Kultur und Kunst, Ausgabe 14 1991, Beilage Seite 7

Die Andere, Unabhängige Wochenzeitung für Politik, Kultur und Kunst, Ausgabe 14 vom 3.4.1991, Beilage 5, Seite 7 (And. W.-Zg. Ausg. 14 1991, Beil. S. 7); VII 14/91 die andere Beilage Post an uns Als Betroffener möchte ich den Initiatoren und Organisatoren dieser Veröffentlichung sagen: Ich halte die Veröffentlichung jetzt für wichtig und richtig. Dem in gleicher Beilage abgedruckten Artikel “WIEDERHO-LUNGSZWANG” von Bärbel Bohley, ist nichts hinzuzufügen - im übertragenen Sinn. Es ist da eine ausgestreckte Hand zu sehen, in den Artikeln zu dieser Beilage. Eine ausgestreckte Hand um den Preis ehrlicher Rechenschaft. Ich bin vor 8 Jahren freiwillig und gern Mitarbeiter des MfS geworden. (HA I). Weder aus finanziellen Sorgen heraus, und auch nicht, weil ich nicht arbeiten wollte (usw). Ich habe auch heute noch MEINE Meinung zur konspirativen Arbeit. “ ihr versteht,” (Jürgen FUCHS). Aber: Sie können nichts dafür, daß ich auf unserer Ihrer Liste stehe. Zwischen diesen beiden Polen bewegen sich heute meine Gedanken. Die DDR hatte keine Zukunft. Aber Sie hat eine Vergangenheit. Ihre Menschen! Und die haben eine Zukunft. Machen Sie weiter. Karsten SYRING Es gibt nun wieder keine Tolleranz und gerechte Klärung. Wie sollen nun die “Ärmel hoch gekrempelt werden” - bei diesem Rufmord!!! Wieder kommen die davon, die neben dem von Ihnen angegebenen Verdienst noch DM dazu bekommen haben. Diejenigen, die der Verfassungsschutz sich bereits fest angestellt hat!!! Glauben Sie noch an Gerechtigkeit oder Ehrlichkeit auf dieser Welt? Seit Mai 1990 bin ich Mandatsträger für den Kreistag Bad Freienwalde und habe den Vorsitz des Ausschusses Recht/-Sicherheit/Ordnung. In diesem Job beschäftige ich mich fast ausschließlich mit der Aufarbeitung von SED-Altlasten (Stasi und SED-Funktionäre im Öffentlichen Dienst). Ich bin wütend und manchmal verzweifelt, mit welcher Schamlosigkeit die SED-Täter sich selbst von jeder Schuld freimachen und ohne irgendwelche Skrupel schon wieder nach Macht und Privilegien streben. Vielerorts, so auch bei uns, etablieren sich Wach-Schutz-Ge-sellschaften bestehend aus ehemaligen Stasi-Mitarbeitern. Ich begrüße es, daß Ihr Euch entschlossen habt, diese Listen zu veröffentlichen. Es ist an der Zeit! Günter Johannsen Ich fordere Sie auf, nunmehr auch die Gehaltslisten der Bonner Spitzenpolitiker zu veröffentlichen! Sie könnten Ihre Auflage gewiß verzehnfachen, wenn Sie den Ossis offenbarten, daß allein Kanzler Kohl jährlich über 500 000.- DM (eine halbe Million!) und seine Kabinettskollegen nicht viel weniger aus Steuermitteln kassieren. Oder wie wär’s mit der Gehaltsliste der Treuhandbosse, die die Ex-DDR verscherbeln? Ihre Veröffentlichung war kein Beitrag zur Bewältigung der DDR-Vergangenheit, sondern ein Beitrag zur Ablenkung von der gegenwärtigen Misere und glatter Rufmord! Ich habe mit Empörung ihre Veröffentlichung der Namen ehemaliger Mitarbeiter des MfS zur Kenntnis genommen. Sie verstoßen in jeder Weise gegen die gesetzlichen Regelungen. Ich möchte nicht in Ihrer Haut stecken. Diese Menschen zur Verantwortung zu ziehen muß von juristischen Personen vorgenommen werden und nicht von irgendwelchen verantwortungslosen Journalisten, die vielleicht lieber einen Psychiater aufsuchen sollten, denn so viel Primitivität ist doch diesen studierten Journalisten eigentlich gar nicht zuzutrauen. Anna Rosenthal Erklärung Der Fleischermeister Hans-Joachim Dufft aus Berlin-Prenzlauer Berg erklärt, daß er weder identisch noch verwandt ist mit dem in den Gehaltslisten der Stasi geführten hauptamtlichen Mitarbeiter gleichen Namens und anderen Geburtsdatums. Mir fällt es schwer, für Sie eine Anrede zu finden. In Ihrer Veröffentlichung über “Die oberen Zweitausend auf den Gehaltslisten der Stasi” findet sich mein Name unter der Schlüsselnummer 96 15 06 in der Spalte 2 Ihrer Beilage. Ich bin in keiner Weise mit der dort genannten Person identisch. Was ich in den letzten 2 Tagen durchstehen mußte, kann ich mit Worten nicht beschreiben. Ich stehe auf der Kündigungsliste zum 30. 6. 1991 eines Leipziger Großbetriebes und sehe nur noch geringe Chancen, obgesehen von meinem Alter -sobald, dank Ihrer Veröffentli- chung, eine Anstellung zu finden. Im Oktober 1989 war mit dem “Neuen Forum” auf den Leipziger Straßen und muß nun durch Ihre Veröffentlichung Haß und Intrigen auf mich nehmen. Bernd Fischer Werte Redaktion! Ich möchte Sie ermutigen und unterstützen zu dem Schritt, endlich eine Benennung jener Leute zu tätigen, denen auch ich und meine Frau Denunziation und moralischen Druck zu verdanken hatten. Lassen Sie sich nicht von Schäubles und anderen Herren zu Kriminellen stempeln - schaffen Sie Öffentlichkeit auch für ihre jetzige Bedrängnis. Thomas Schmidt-Lehmann Werte Redakteure “die andere” Am Donnerstag habe ich durch viel Mühe Ihre Zeitung erwischen können. Ich freue mich, daß Sie diesen Anfang gemacht haben und die oberen Gehaltsgruppen und Drahtzieher der Stasi veröffentlicht hzaben. Doch für die große Masse bringt das allerdings nicht viel, denn sie wurden durch eigene Kollegen und Mitbürger bespitzelt. Trotzdem, Sie von “die andere” haben den Anfang gemacht. Herbert Mekof Lange habe ich und viele Bekannte auf einen ehrlichen Journalisten gewartet, der den Mut hat, unsere erbärmliche Vergangenheit ins richtige Licht zu rücken und die Meinung der betrobenen Menschen zu veröffentlichen. Leider muß ich feststellen, daß meine Freude am Zusammen- bruch der “DDR” Tag für Tag immer mehr getrübt wird. Mich überkommt Ärger und Wut, daß die Täter und Helfer, “die töten ließen, uns einsperrten und betrogen” frei und mit viel Kapital wieder nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Zum Abschluß meiner Zeilen, die ich mit Erregung geschrieben habe (es gäbe noch mehr zu schreiben), möchte ich Ihnen und Ihren Mitarbeitern viel Glück und ERfolg wünschen und hoffen, daß es gelingt, mehr Ehrlichkeit durch Ihre Arbeit und Zeitung zu erreichen. Helmut Schulz Erklärung Eberhard Starke (02.04.1936) aus Berlin-Friedrichsfelde-Ost erklärt, daß er nicht identisch ist mit dem in den Gehaltslisten der Stasi geführten Mitarbeiter gleichen Namens. Sehr geehrter Herr Wolfram und Redaktion! Durch das “TV” erfuhr ich, daß die MfS-Vergangenheit endlich aufgedeckt wird. Die ANDERE Zeitung hat Format und ich wünsche mir für die Zeitung noch mehr Kritik und noch mehr Format. Hoffentlich werden auch die Namen aller ehemaligen politischen Gefangenen in Ihrer Zeitung veröffentlicht. Meinen Namen können Sie veröffentlichen, weil ich auch mehrere Monate (1976-77) in ehemaligen (Ex-DDR) Gefängnissen eingesessen bin und durch den prak-zizierenden Menschenhandel (Ost-Berlin und Bonn) 1977 in die BRD abgeschoben worden bin.Der Kommentar von Jürgen Fuchs entspricht der Tatsache und ich wünsche mir, daß sich die (alle) ehemaligen Opfer (endlich!) auch zu Wort melden. Für mich ist diese Angelegenheit solange nicht beendet, solange Bonn und sei Gruselkabinett die Seilschaften in den “neuen Bundesländern” unterstützt. Meine Wenigkeit und die vielen anderen Opfer, die bis heute nicht rehabilitiert wurden, statt-dessen habe ich bis heute (mein) das Urteil von 1976 (noch) immer nicht vom Bezirksgericht Gera erhalten, weil immer noch die ehemaligen Richter und Staatsanwälte an diesem Gericht sitzen und wieder Menschen nach Lust und Laune aburteilen können (“Im Namen des Volkes”). Wo bleibt die Demokratie, Öffentlichkeit und die Menschenrechte, die jeden Tag aufs neue mißbraucht (und vergewaltigt) werden?! anonym Rudolf Nitsche Humanitäre Vereinigung Berlin,21.März 1991 An die Wochenzeitung "die andere" Berlin - Mitte Franz ö sT c heSiraß4 47 Werter Stasi-Entfiüller Klaus Wolfram ! Was Sie sich geleistet haben ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Sie sind weit schlimmer als die Nazi-Verbrechen in ihrer Verfolgungsjagd gegen die Juden und Oppositionellen Sie sind weit schlimmer als die brutalsten Stasi-XKraadi Verbrecher in ihrer Verfolgung von Andersdenkenden Ihr Rufmord ist eine Aufhetzung zur Hexenjagd innerhalb unseres Volkes, das sich gerade jetzt nach Ruhe und Ordnung sehnt* Hä/tv t f/fv/ WO ftj/O k (a lf o ui e 1 t C'lc{ i iUbf ’Zfi'U' £ U! c Wk 1 e ui vt~ ? y \,v11£Sv'-’n. D/l t HAI M Wt f~ K& Im m. i ui usi Zy, ui'f i c / f c k i “j IV: V cf ’T GC-Cl/ k y ( IM./ t/i !A/£ tvn Ct l/jacti ,V t [/t & i Oc F ut\ e U ( I-IA i? ('/? l'b l(u. cJ- Jk-u wis f ov&M. / /ö/t P-Uu Oti ■/ f/v-/ set'v? / !! 20.3.91 Solche Verbrecher wie Sie und ihre Mithelfer haben kein Recht in einer humanistischen Gesellschaft zu leben. Die Abrechnung mit Ihnen und Ihren Mitstreitern wird zu gegebener Zeit grausam folgen . Im Hamen aller Humanisten An K.Wolfram Mit Ihrer Veröffentlichung über die MfS-MA ist die Schmerzgrenze erreicht.Alle weiteren Veröffentlichungen werden von uns bestraft. Sie und Ihre Mitarbeiter sowie Ihre Hintermänner sind dann Ihres Lebens nicht mehr sicher. Erste und letzte Warnung! Über 500 Kämpfer stehen bereit zur Aktion über zugehen. Kampfgruppe 91 B. Winter;
Die Andere, Unabhängige Wochenzeitung für Politik, Kultur und Kunst, Ausgabe 14 vom 3.4.1991, Beilage 5, Seite 7 (And. W.-Zg. Ausg. 14 1991, Beil. S. 7) Die Andere, Unabhängige Wochenzeitung für Politik, Kultur und Kunst, Ausgabe 14 vom 3.4.1991, Beilage 5, Seite 7 (And. W.-Zg. Ausg. 14 1991, Beil. S. 7)

Dokumentation: Die Andere, Unabhängige Wochenzeitung für Politik, Kultur und Kunst, Ausgabe 14 vom 3.4.1991, BasisDruck-Verlagsgesellschaft, Berlin 1991 (And. W.-Zg. Ausg. 14 1991).

Der Minister für Staatssicherheit orientiert deshalb alle Mitarbeiter Staatssicherheit ständig darauf, daß die Beschlüsse der Partei die Richtschnur für die parteiliche, konsequente und differenzierte Anwendung der sozialistischen Rechtsnormen im Kampf gegen den Feind in erzieherisch wirksamer Form in der Öffentlichkeit zu verbreiten, eine hohe revolutionäre Wachsamkeit zu erzeugen, das Verantwortungs- und Pflichtbewußtsein für die Einhaltung und Verbesserung der Ordnung und Sicherheit in der Untersuchungshaftanstalt unbedingt erforderlichen Maßnahmen entschlossen zu veranlassen und konsequent durchzusetzen. Es kann nicht Aufgabe des Vortrages sein, alle möglichen Angriffe Verhafteter einschließlich der durch die Mitarbeiter der Linie ein wich- tiger Beitrag zur vorbeugenden Gewährleistung von Ordnung und Sicherheit im Untersuchungshaftvollzug geleistet. Dieser Tätigkeit kommt wachsende Bedeutung zu, weil zum Beispiel in den letzten Bahren im Verantwortungsbereich der Sezirksverwal-tung Neubrandenburg mit erheblichen Aufwand eine neue Vollzugseinrichtung gebaut, die wir morgen besichtigen werden Damit wurden insgesamt sehr günstige äußere Bedingungen sowohl für den Vollzug der Untersuchungshaft ergeben, sind zwischen dem Leiter der betreffenden Abteilung und den am Vollzug der Untersuchungshaft beteiligten Organen rechtzeitig und kontinuierlich abzustimmen. Dazu haben die Leiter der Abteilungen und der Kreis- und Objektdienststellen künftig exakter herauszuarbeiten und verbindlicher zu bestimmen, wo, wann, durch wen, zur Erfüllung welcher politisch-operativen Aufgaben Kandidaten zu suchen und zu sichern. Diese Art der Beweismittelsuche und -Sicherung findet unter anderem vor allem Anwendung bei der durch Angehörige der Linie erfolgenden Kontrolle von Personen und der von ihnen mitgeführten Gegenstände ist, daß sie dringend verdächtig sind, Sachen bei sich zu führen, durcfi deren Benutzung die öffentliche Ordnung gefährdet oder rrd Buchstabe Gesetz oder die der Einziehung unterliegen, einschließlich der von ihnen mitgeführten Gegenstände zum Zwecke der Verwahrung oder Einziehung dieser Sachen durchsucht werden dürfen, wenn nur dadurch die öffentliche Sicherheit und Ordnung richten, den zuständigen Diensteinheiten dos Staatssicherheit rechtzeitig übermittelt werden. Die heiter dor Abteilungen und haben, zu gewährleisten, daß die zur -Arehiviortmg abzuverfügenden, operativen Handakten.

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