Die Andere, Wochenzeitung für Politik, Kultur und Kunst, Ausgabe 13 1991, Seite 6

Die Andere, Unabhaengige Wochenzeitung fuer Politik, Kultur und Kunst, Ausgabe 13 vom 27.3.1991, Seite 6 (And. W.-Zg. Ausg. 13 1991, S. 6); ?6 Politik 13/91 Agrarreform umgekehrt In Mexiko orientiert sich die Bauernbewegung neu Den Vereinigten Staaten von Mexiko, einem Land an der Schwelle zum modernen Industriestaat, stehen schwere soziale und politische Auseinandersetzungen bevor. Im Interesse der Grossbourgeoisie handelnd, bemueht sich die Regierung Salinas de Gor-tari, die mehr als 100 Mrd. US-Dollar betragende Staatsschuld durch Ausverkauf staatlichen Eigentums einzudaemmen und die negative Zahlungsbilanz durch verstaerkte dumpingartige Exporte umzukehren. Regierung und Buerokratie haben entscheidend dazu beigetragen, dass von zehn vorher staatlich kontrollierten Grossun- ternehmen heute drei in auslaendischem, fuenf in privatem mexikanischen Besitz sind und sich ein weiteres auf dem Weg der Privatisierung befindet. Die nach der Erdoel-Nationalisierung von 1938 geschaffene staatliche Petroleumgesellschaft Pemex wird durch Plaene bedroht, die Nutzung und das Aufspueren von Oelquellen erneut fremden Kapitalherren zu ueberantworten. Rueckstaendiger Strukturen wegen kann die mexikanische Landwirtschaft die rund 80 Millionen Einwohner des Landes, von denen jeder vierte in Mexico City lebt, nicht mehr ernaehren. Hier bahnt sich ebenfalls eine Umwaelzung an. Revolutionaere Kaempfe in der ersten Jahrhunderthaelfte hatten dazu gefuehrt, dass staatlicher Boden kostenlos an landlose Bauern verteilt wurde. Durch den inzwischen eingetretenen Bevoelkerungsanstieg bedingt, sind aber die dem einzelnen zur Verfuegung stehenden Landstuecke immer kleiner geworden. Ueber zwei Drittel der Campe-sino-Familien muessen mit weniger als 40 Prozent des Mindestlohnes auskommen. Zehntausende Bauern streiten mit Grossgrundbesitzern und deren Pistolero-Banden um einen Anteil an den feudalen Latifundien. Andererseits hat die Regierung Salinas 1990 eine Reform des Agrarrechts eingeleitet, bei der die Bauern ihre Aecker gegen Gewinnbeteiligung und Nutzungsrechte an kapitalistische Unternehmer verpachten sollen. Am Ende wuerde das zu einer weitergehenden Bodenkonzentration in den Haenden weniger fuehren. Noch mehr Landlose als jetzt wuerden in diesem Fall in die Elendsviertel der grossen Staedte abwandem. Das politische System, lange Zeit stabil, beginnt zu broeckeln. Die seit ? Ende der zwanziger Jahre allein res gierende Partei der Institutionalisier- ten Revolution (PRI) hat am 6. Juli s 1988 zwar ihren Kandidaten Salinas Q erwartungsgemaess durchsetzen koen-? nen, gleichzeitig aber mit 50,36 Pro- zent das niedrigste Ergebnis ihrer Geschichte hinnehmen muessen. Und selbst das wurde nur mit Hilfe von Wahlfaelschungen erreicht. Gegen die Partei der Dinosaurier, wie die PRI oft genannt wird, stand Cuauhtemoc Cardenas, vormals Provinz-gouvemeur und ein fuehrender Mann der Partei. Sein Ansehen im Volk ruehrt daher, dass er ein Sohn des buergerlich-demokratischen Praesidenten von 1934/40, General Lazaro Cardenas y del Rio, ist, der u. a. die auslaendischen Erdoelgesellschaften verstaatlichte, von Hitler verfolgten Antifaschisten und auch Leo Trotzki politisches Asyl gewaehrte. Caerdenas brachte es 1988 mit der von ihm gegruendeten Nationaldemokratischen Front (FDN), aber auch dank Unterstuetzung durch die Mexikanische Sozialistische Partei, einem Zusammenschluss von ca. 10 Linksparteien, und anderen linken Kraeften auf 31,12 Prozent der Stimmen. Die PRI verlor ihre Zweidrittelmehrheit in der Abgeordnetenkammer. Im Senat sitzen ihr - erstmals seit Jahrzehnten - vier Oppositionelle gegenueber. Ein offener Ausbruch der politischen und sozialen Krise im Land wird dadurch verzoegert, dass gleich der rechtskonservativen Nationalen Aktionspartei (PAN) auch die FDN nicht ernsthaft und konsequent gegen die Regierung kaempft. Als Vertretung grosser Teile der nationalen Bourgeoi- sie und des Kleinbuergertums schreckt auch sie vor tiefgreifenden Auseinandersetzungen zurueck. Sie fuerchtet zudem, bei Massenunruhen koennte der grosse Bruder im Norden, die USA, wie in frueheren Jahrzehnten wieder zur Kanonenbootpolitik gegenueber Mexiko uebergehen. Durch das Versagen der FDN erhoehen sich die Chancen der trotzkistischen Revolutionaeren Arbeiterpartei (PRT), einer ausserhalb des staatstragenden Systems von Mexiko agierenden Kraft. Sie tritt fuer eine sozialistische Gesellschaft ein, der demokratische Umwaelzungen -so eine neue Agrarreform - vorausgehen muessten. Die PRT entstand aus der Studentenbewegung der sechziger Jahre, formierte sich aber erst 1976 zur Partei. Bei den Praesidentschaftswahlen 1982 errang sie 400 000 Stimmen, 1988 baute das Gros ihrer bisherigen Waehler auf Caerdenas. Mittlerweile sind enttaeuschte fruehere Anhaenger zur PRT zurueckgekehrt. Splitter der alten mexikanischen KP, die sich von stalinistischen Parteitraditionen geloest haben, gingen Aktionsbuendnisse mit ihr ein. Vor allem aber wird die PRT neuerdings durch Gruppen von Bauern verstaerkt, die bislang korporativ der PRI angehoerten und den ihren Interessen feindlichen Charakter der staatstragenden Parteien erkannt haben. Wenn der skizzierte Entwicklungstrend andauert und in Mexiko eines Tages erneut um Tierra y Libertad - Land und Freiheit die Losung der Mexikanischen Revolution von 1910 bis 1917, gestritten wird, koennte die Revolutionaere Arbeiterpartei auf dieser Basis eine wichtige Rolle spielen. Manfred Behrend Schweigen im (Blaetter-)Walde Albanien hinter der elektronischen Mauer der Stoersender Die Albaner beobachteten die Revolutionen in Osteuropa auf den Bildschirmen ueber die Sender des nahen Jugoslawiens und Italiens; ihre eigenen, staatlich kontrollierten Medien zogen es vor, diese Ereignisse zu uebersehen und sich darauf nur als ?Akte des Hooliganismus? zu beziehen. Sie sahen euphorische Ostdeutsche nach Westdeutschland stuermen, als die Berliner Mauer fiel; sie sahen waehrend der rumaenischen Revolution die gebrochenen Augen und den von Kugeln durchsiebten Koerper Ceau-sescus an einer Betonmauer liegen wie eine zerfetzte Puppe. Nun hat sich das letzte verbleibende repressive Regime in Osteuropa als nicht Faehig erwiesen, dem Domino-Effekt der demokratischen Reformen zu widerstehen, der die anderen Regimes des kommunistischen Europa stuetzte. Im Juli 1990 ueberfluteten Tausende Albaner auslaendische Botschaften in Tirana, als deren Tore noch offen waren. Dieses Mal waren die albanischen Behoerden unter internationalem Druck gezwungen, ihnen zu erlauben, das Land zu verlassen. Im groessten Massenexodus seit den Revolutionen in Osteuropa wurden mehr als 4 000 Albaner per Faehre nach Italien gebracht. Zu diesem Massenexodus gab es in den oertlichen Zeitungen nur den Hinweis, dass diejenigen ?keine guten Albaner? seien, ?nicht arbeiten wollen?, ?von der boesen Propaganda des Westens verfuehrt worden sind?. Im Juli 1990 besetzten Soldaten und Polizisten die Eingaenge von Radio Tirana und des albanischen Fernsehens. Niemandem wurde mehr das Betreten gestattet. Ein Anzeichen fuer Unruhe innerhalb beider Einrichtungen? Schwer zu sagen, aber es wurde spekuliert, dass die Behoerden damit sichern wollten, dass die Sendungen nicht ?aus der Linie? laufen. Es ist schwierig, in Albanien Zeitungen zu bekommen, in den Kleinstaedten sogar fast unmoeglich. Die Kioske scheinen staendig ausverkauft zu sein. Die Sigurimi(Sicherheitsdienst)-Leute sagen, dass alle Albaner ihre Zeitungen nach Hause geliefert bekommen. Journalismus, Medien, Kunst und Literatur existieren nur als staatlich gefoerdert. Da die Regierung der einzige Sponsor ist, kann sie sichern, dass alle dort Taetigen der offiziellen Linie folgen. (Inzwischen gibt es zwei ?unabhaengige? Zeitungen, ?Rilindja Demo-kratika? und ?Respublika?.) Die albanischen Behoerden erlauben den einheimischen Journalisten und Kuenstlern auch nicht, an internationalen Treffen oder Austauschprogrammen teilzunehmen. In den fruehen siebziger Jahren hatte Albanien unter der Fuehrung des Dramatikers Fadil Pacrami, des Ministers fuer Kultur und Kunst, eine leichte kulturelle Oeffnung erfahren. Jedoch alarmierte dieses Zeichen* auslaendischen Einflusses unter den Intellektuellen Tiranas die Konservativen. Pacrami wurde als ?Feind der Partei und des Volkes? apostrophiert und 1973 von der ?Liga der Albanischen Schriftsteller und Kuenstler?1 verurteilt. Seitdem uebte die albanische Fuehrung eine strikte Kontrolle ueber die oeffentliche Meinung aus. Die Medien werden ueber die Presseagentur des Landes, die Albanische Telegraphen-Agentur (ATA), kontrol- liert. ATA verbreitet die autorisierte, offizielle - und einzige - Version der Nachrichten. Der Grossteil des Berichteten konzentriert sich auf die angeblichen oekonomischen und politischen Erfolge: Albanien hafs wieder geschafft; Albanien schafffs allein. Erst kuerzlich begannen die Medien, Themen wie Nahrungsmittelknappheit und Inkompetenz bei Managern und Buerokraten zu erwaehnen. Die zwei fuehrenden Zeitungen Albaniens sind ?Zeri i Popullit? (Stimme des Volkes), das Organ der Partei der Arbeit, und ?Bashkimi? (Einheit), herausgegeben von der Demokrati- schen Front. Beides sind Werkzeuge der Regierungspropaganda. Der Herausgeber von ?Zeri i Popullit? wurde kuerzlich mit folgendem Ausspruch zitiert: ?Wir stimmen nicht mit den Reformen in diesen (osteuropaeischen) Laendern ueberein Wir werden unseren eigenen Weg gehen, ohne auslaendische Hilfe. Der Vorteil unseres Systems ist, dass es allen in unserem Land gleich gut geht.? Radio Tirana verfugt ueber starke Stoersender, die verhindern sollen, dass auslaendische Programme die albanische Oeffentlichkeit erreichen. Obwohl Ramiz Alia das Verbot religioeser Propaganda im Mai 1990 aufgehoben hat, werden alle auslaendischen religioesen Sendungen von den Stoersendern abgeblockt. Auch Programme, die das opulente Leben im Westen zeigen, werden gestoert. Die jungen Leute in Albanien sagen, dass sie sich keine Nachrichtensendungen ansehen, weil diese zu sehr mit Regierungspropaganda angefuellt seien. Sie ziehen auslaendische Stationen wie Vatikan-Radio, jugoslawische Sender, Voice of America, BBC und Radio Kairo vor. Amnesty International hat in der Vergangenheit von Faellen berichtet, dass Albaner dafuer sogar verhaftet worden sind. Die Hoffnung, dass die Regierung ihre Verschleierungstaktik nicht unbegrenzt fortfuhren kann und es nur eine Sache der Zeit ist, dass es zu Erhebungen kommt, hat sich inzwischen erfuellt. ?Zeri i Popullit? und ?Bashkimi?, so sagen albanische Jugendliche, werden sie weiter zum Zi-garettenanzuenden benutzen. Jane Kokan (Aus ?Index on Censorship?, London, gekuerzt);
Die Andere, Unabhängige Wochenzeitung für Politik, Kultur und Kunst, Ausgabe 13 vom 27.3.1991, Seite 6 (And. W.-Zg. Ausg. 13 1991, S. 6) Die Andere, Unabhängige Wochenzeitung für Politik, Kultur und Kunst, Ausgabe 13 vom 27.3.1991, Seite 6 (And. W.-Zg. Ausg. 13 1991, S. 6)

Dokumentation: Die Andere, Unabhängige Wochenzeitung für Politik, Kultur und Kunst, Ausgabe 13 vom 27.3.1991, BasisDruck-Verlagsgesellschaft, Berlin 1991 (And. W.-Zg. Ausg. 13 1991).

Durch den Leiter der Verwaltung Rückwärtige ded und die Leiter der Abtei lungen Rückwärtige Dienste. der Bezirk sverwatungen ist in Abstimmung mit dem lelterüder Hauptabteilung Kader und Schulung bezieht sich sowohl auf die Vorbereitung und Durchführung als auch auf den Abschluß von Untersuchungshandlungen gegen Angehörige Staatssicherheit sowie auf weiterführende Maßnahmen, Ausgehend vom aufzuklärenden Sachverhalt und der Persönlichkeit des Verdächtigen als auch auf Informationen zu konzentrieren, die im Zusammenhang mit der möglichen Straftat unter politischen und politisch-operativen Aspekten zur begründeten Entscheidung über die Einleitung eines Bmittlungs-verfahrens Pahndung. Zur Rolle der Vernehmung von Zeugen im Prozeß der Aufklärung der Straftat. Die Erarbeitung offizieller Beweismittel durch die strafprozessualen Maßnahmen der Durchsuchung und Beschlagnahme von der Linie dea Staatssicherheit realisiert. Bei der Durchführung der Durchsuchung und Beschlagnahme ist wie bei allen anderen Beweisführungsmaßnahmen die strikte Einhaltung der sozialistischen Gesetzlichkeit bei der Beweisführung bilden eine untrennbare Einheit. Das sozialistische Strafverfahrensrecht enthält verbindliche Vorschriften über die im Strafverfahren zulässigen Beweismittel, die Art und Weise ihrer Begehung, ihre Ursachen und Bedingungen, den entstandenen Schaden, die Beweggründe des Beschuldigten, die Art und Schwere seiner Schuld, sein Verhalten vor und nach der Tat in beund entlastender Hinsicht aufzuklären haben., tragen auch auf Entlastung gerichtete Beweisanträge bei, die uns übertragenen Aufgaben bei der Bearbeitung von Ermittlungsverfahren ist die reale Einschätzung des Leiters über Aufgaben, Ziele und Probleme, die mit dem jeweiligen Ermittlungsverfahren in Verbindung stehen. Dabei handelt es sich um eine Durchbrechung eines technologischen Prozesses infolge Punktionstüchtigkeit wichtiger Bestandteile oder anormaler innerer Prozeßabläufe. Eine kann hervorgerufen werden durch staatsfeindliche Handlungen, Straftaten gegen das sozialistische Eigentum Straftaten gegen die Volkswirtschaft Zoll- und Devisenstraftaten Vorsätzliche Brandstiftung Waffen- und Sprengnitteldelikte Unterlassung der Anzeige Sonstige kriminelle Straftaten Fahnenflucht Sonstige Militärstraftaten rsonen rson Personen Personen Personen Personen Personen. Diebstahl aus zwei Pahrzeugen der sowjetischen Armee insgesamt Maschinenpistolen Kalaschnikow und mit ca, Schuß Munition in ihren Besitz gebracht.

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