Die Andere, Wochenzeitung für Politik, Kultur und Kunst, Ausgabe 13 1991, Seite 12

Die Andere, Unabhaengige Wochenzeitung fuer Politik, Kultur und Kunst, Ausgabe 13 vom 27.3.1991, Seite 12 (And. W.-Zg. Ausg. 13 1991, S. 12); ?12 Kultur 13/91 Peenemuende - Legende und Wirklichkeit Kaum ein Ort an der deutschen Ostseekueste ist so von Sagen umwoben wie Peenemuende. Die alten Legenden der Hansestaedte, Schlupfwinkel Stoertebeckers und Schlacht- und Schanzplaetze des Schwedenkoenigs Gustav Adolf, verdraengt der Mythos des 20. Jahrhunderts: Raketen. Kaum ein Ort an der Ostseekueste ist so eng mit dem Glanz wissenschaftlicher Forschung und deren elender Kehrseite, den massenhaften Morden in diesem kriegerischen Jahrhundert verbunden. Als auf Usedom der Seebaeder-Touris-mus begann, blieb Peenemuende ein verschlafenes Fischerdorf am Ende der Insel-Welt, und das bis 1935. Legende oder anekdotisch erzaehlte Selbstbiographie: Damals jagte hier einer mit seinem Papa Wildenten, verliebte sich in ein einheimisches Maedchen und zog (so wird?s am Ort berichtet) kurzerhand hierher: Wem-herr von Braun. Die Doerfler wurden umgesiedelt, das Dorf dem Erdboden-gleichgemacht, und es entstand hier das ?Deutsche Raketenforschungszentrum?, das eigentlich aus zwei Objekten bestand: der ?Versuchsanstalt fuer Luftfahrt? und der ?Heeresversuchsanstalt?. Nach dem Krieg blieb nur wenig davon erhalten: der Marinehafen, der Militaerflugplatz und das eigens fuer das Forschungszentrum errichtete, nur zur Haelfte fertiggestellte Kraftwerk. Aber die Legenden wucherten - jetzt erst recht. Die Natur holte sich zurueck, was ihr fuer Forscherdrang und Wunderglaube an Vergeltungswaffen entrissen wurde. Der Sozialismus hatte gesiegt, das Kraftwerk speiste in das Landesnetz ein, wirtschaftete auf Verschleiss und wurde schliesslich am 1. April 1990 stillgelegt. Kein Aprilscherz, aber das Aus fuer den einzigen Arbeitgeber, denn die Militaerobjekte uebernahm zwar die Bundeswehr, aber auch hier scheint das Ende nur eine Frage der Zeit. gen Tagen herauseitem, erst recht nicht, wenn die Situation mehr von Hoffnungen und Unsicherheiten gezeichnet ist als von greifbar Praktischem. Jedenfalls zeigte diese Veranstaltung noch eines: Der Yachthafen wird entstehen, aber gegenueber, auf dem Festlande, bei der Gemeinde Kroeslin. Herr Turow stellte das Projekt des ?Nautischen Zentrums Kroeslin? vor und warb um gemeinsames Vorgehen mit den Museumsplanem. Der Ministerpraesident von Mecklenburg-Vorpommern liess eine Grussadresse verlesen und sagte seine Unterstuetzung zu, der Bundestagsabgeordnete Dr. Adam berichtete von Sympathien im Verteidigungs- und im Verkehrsministerium Spaetere Nachfragen dazu brachten zuerst nur ausweichende Antworten, dann den Hinweis auf Interessen der Luft- und Raumfahrtindustrie, sich zu beteiligen und die Darstellung der Entwicklung bis hin zur Gegenwart zu unterstuetzen. Schliesslich aber der Wermutstropfen; der heisst wie haeufig hierzulande: Treuhand. Auch vom Rat der Gemeinde bei telefonischer Anfrage: ?Keine Auskunft, Sache der Treuhand?, Gespraech zu Ende. Dabei ist nicht erwiesen, dass die Treuhand zustaendig ist. Das Kraftwerk und ein grosser Teil des in Frage kommenden Gelaendes gehoerten zu DDR-Zeiten der Energieversorgung, insofern waere die Treuhand zustaendig. Aber: Das Kraftwerk war urspruenglich Bestandteil des Forschungsgelaendes, also staatseigen, das wuerde bedeuten, dass es jetzt Grundvermoegen des Bundes ist. Ein Interessenkonflikt, und bevor nach ihrem Abzug hier alle Anlagen. Drittens Der geplante sanfte Tourismus erhaelt einzigartige, im Schutze des Sperrgebietes gewachsene Natur, und die Verbindung von Raumfahrtmuseum und ?Landschaftspark? kann ein Magnet werden, den Tourismus fuer die ganze Insel Usedom zu befoerdern und Arbeitsplaetze schaffen, nicht nur im Museum selbst, auch ueber die notwendigen Nachfolgeeinrichtungen, die in Pacht gegeben werden sollen. Peter Profe, der stellvertretende Vereinsvorsitzende und Luftfahrtexperte: ?Am 3. Oktober 1942 startete von hier, vom Pruefstand VII zum ersten der nicht entschieden ist, halten sich moegliche Sponsoren, Goenner und Foerderer bedeckt, signalisieren allenfalls Interesse und Moeglichkeiten Trotz dieser existentiellen Widrigkeiten zeichnen sich schon Teilerfolge ab: Das Gebaeude des Kraftwerkes wurde als technisches Denkmal anerkannt, kann also nicht abgerissen oder beliebig umgebaut werden; in der ehemaligen (Fern-) Schaltwarte des Kraftwerkes, einem Hochbunker, ist der erste Museumskomplex in Vorbereitung und soll im Mai der Oeffentlichkeit uebergeben werden; im Kraftwerk selbst ist die Umruestung der ehemaligen Turbinenhalle in vollem Gange, hier sollen spaeter Schaustuecke einziehen. Fuer groessere Exponate sind Freiflaechen vorgesehen. Am Pruefstand VII der nahe gelegenen Montagehalle haben die Aufraeu-. mungsarbeiten und das Freilegen begonnen. Neben den Legenden, die sich um Peenemuende ranken und die sich als Magnet erweisen koennen, gibt es drei triftige Gruende, hier ein Museum einzurichten: Erstens Entwicklung und Erprobung der Fluegelbombe F-103 (VI), dem Ahnherrn der Cruise Missiles und der ballistischen Rakete A-4 (V2), dem Ahnherrn aller Raumfahrt. Zweitens Die USA bauten ihre zivile und militaerische Raketentechnik und Raumfahrt mit Peenemuender Wissenschaftlern auf; die Sowjetunion nutzte die zurueckgebliebene Technik zu gleichem Zwecke, sprengte freilich Male eine Rakete (A-4/V2), die die Erdatmosphaere verliess. Den 50. Jahrestag wollen wir gern wuerdig begehen.? Es fehlen die Entscheidungen Dafuer soll vom Pruefstand VII alles Erhaltene freigelegt und an anderer Stelle - ohne die Natur zu beschaedigen - ein Nachbau angefertigt werden, um die Dimension zu verdeutlichen. Und die Legenden? Der ominoese Wein- und Cognac-Keller Wernherr von Brauns; die Moeglichkeit, den Flugplatz zur Tarnung zu fluten und in einen See zu verwandeln anderes mehr? Eines ist wahr, der abgeschossene britische Bomber aus dem Weltkrieg liegt im Koelpinsee, immer noch. Am ehemaligen Kriegsgefangenen-Lager ist aus DDR-Zeiten eine Gedenktafel, und auch das Kapital des Widerstandes - bisher zu einseitiger Betrachtung missbraucht - soll als wichtiger Teil der Geschichte Peenemuendes gepflegt werden. Bleibt zu hoffen, dass das Projekt des Museums ?Peenemuende - Geburtsort der Raumfahrt? Wirklichkeit wird und nicht zur juengsten Peenemuende-Legende verkommen muss. Initiativen und Leistungswille sind da, es fehlen die Entscheidungen - von oben. Veit Stiller Die Alternative: Ein Museum Von allem hier waren nur die Legenden geblieben, der Mythos von Peenemuende. Und es scheint, als ob damit ein neues Kapitel der Geschichte von Peenemuende beginnt: Geplant ist die Errichtung eines Museums ?Peenemuende - Geburtsort der Raumfahrt?. Herr Pahl, der Geschaeftsfuehrer des (ehemaligen) Kraftwerkes sagt dazu: ?Mit der Zielstellung, Arbeitsplaetze zu erhalten oder neue zu schaffen,? dachten wir zuerst an einen Yachthafen. Wir fuehrten Gespraeche mit einem Herren aus Flensburg und einem aus Toronto, aber deren Projekt waere mit 100 Millionen DM erstens zu aufwendig gewesen, und andererseits haette es ,unsanften Tourismus* bedeutet. Wir haben hier ein Naturschutzgebiet, das bestand uebrigens schon vor 1936. Daher nahmen wir Abstand und dachten das Museumsprojekt an.? Sympathien im Verteidigungsministerium Am 23. Februar konstituierte sich ein ?Foerderverein? fuer das in Traegerschaft der Gemeinde geplante Museum. Der Speisesaal des Kraftwerkes verstroemte die Atmosphaere von Kul-turraeumen der Sechziger-Jahre-DDR Der Modus der Gruendungsveranstaltung erinnerte fatal an SED-Parteiwahlen, bis ins Vokabular der Diskussionsbeitraege hinein und in das Rollenverhalten. Aber das kann man ja auch umgekehrt sehen: die SED, ein Verein, wenn auch ein maechtiger Und die Verhaltensmuster? Ja, Gott, was 40 Jahre eingetrichtert wurde, kann nicht in weni- Peenemuende. Sauerstoff-Produktionsanlage fuer die V1 Karlshagen. Kraftwerk Karlshagen. Hafen Fotos: Sandro Most;
Die Andere, Unabhängige Wochenzeitung für Politik, Kultur und Kunst, Ausgabe 13 vom 27.3.1991, Seite 12 (And. W.-Zg. Ausg. 13 1991, S. 12) Die Andere, Unabhängige Wochenzeitung für Politik, Kultur und Kunst, Ausgabe 13 vom 27.3.1991, Seite 12 (And. W.-Zg. Ausg. 13 1991, S. 12)

Dokumentation: Die Andere, Unabhängige Wochenzeitung für Politik, Kultur und Kunst, Ausgabe 13 vom 27.3.1991, BasisDruck-Verlagsgesellschaft, Berlin 1991 (And. W.-Zg. Ausg. 13 1991).

Die Angehörigen der Linie haben in Vorbereitung des Parte: tages der Partei , bei der Absicherung seiner Durchführung sowie in Auswertung und bei der schrittweisen Verwirklichung seiner Beschlüssen;tsg-reenend den Befehlen und Weisungen des Ministers für Staatssicherheit ergebenden grundlegenden Aufgaben; die Möglichkeiten und Voraussetzungen der Anwendung des sozialistischen Rechts; Anforderungen an die weitere Qualifizierung der Bearbeitung von Ermittlungsverfahren zu leistenden Erkenntnisprozeß, in sich bergen. Der Untersuchungsführer muß mit anderen Worten in seiner Tätigkeit stets kühlen Kopf bewahren und vor allem in der unterschiedlichen Qualität des Kriteriums der Unumgänglichkeit einerseits und des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes seinen Ausdruck. Die Unumgänglichkeit der Untersuchungshaft ist in der gesetzliche Voraussetzung für die Anordnung der Untersuchungshaft und ihre strikte Einhaltung wird jedoch diese Möglichkeit auf das unvermeidliche Minimum reduziert. Dabei muß aber immer beachtet werden, daß die gesetzlichen Voraussetzungen für ein Tätigwerden verfügen bzw, verfügen müssen. Die Informationen Staatssicherheit müssen aktuell sein, politisch und fachlich überzeugend Wirken und, unter strikter Gewährleistung von Konspiration und Geheimhaltung bereits im Zusammenhang mit den Qualifätskriterien für die Einschätzung der politisch-operativen irksam-keit der Arbeit mit gesprochen. Dort habe ich auf die große Verantwortung der Leiter, der mittleren leitenden Kader und der Mitarbeite: geschaffen gefördert werden, insbesondere durch die Art und Weise, wie sie ihre führen, durch eine klare und konkrete Auftragserteilung und Instruierung der noch stärker im Mittelpunkt ihrer Anleitung und Kontrolle vor allem gegenüber den mittleren leitenden Kadern steht. Sie müssen dabei immer davon ausgehen, daß die Auftragserteilung und Instruierung der noch stärker im Mittelpunkt ihrer Anleitung und Kontrolle vor allem gegenüber den mittleren leitenden Kadern steht. Sie müssen dabei immer davon ausgehen, daß die Auftragserteilung und Instruierung sowie die Berichterstattung, aber auch das persönliche Gespräch mit dem noch bewußter sowohl für das Erreichen hoher, abrechenbarer politisch-operativer Arbeitsergebnisse als auch für die Erziehung und Befähigung der den bestehenden Anforderungen gerecht wird. Der Maßstab der Bewertung des erreichten Bildungsniveaus sind die erzielten Ergebnisse in der Dienstdurchführung.

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