Außerordentlicher Parteitag der SED/PDS 1989, Seite 386

Ausserordentlicher Parteitag der SED/PDS (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands/Partei des Demokratischen Sozialismus) [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Protokoll der Beratungen am 8./9. und 16./17.12.1989 in Berlin 1989, Seite 386 (PT. SED/PDS DDR Prot. 1989, S. 386); ?nung zu bringen, was noch nicht in Ordnung ist. Anstatt Probleme sofort und direkt anzusprechen, liess man sich von der Hoffnung treiben, sie eines Tages bei guenstigeren Konstellationen wieder in den Griff zu bekommen. Anstatt unsere Genossen und alle Buerger ins Vertrauen zu ziehen und sie so fuer eine engagierte Mitarbeit zur Loesung zu gewinnen, wurde versucht, ihnen ein DDR-Bild zu suggerieren, das immer weniger den Alltagserfahrungen der Menschen entsprach. Konflikte wurden verdraengt und notwendige Antworten oft durch Administration und Gaengelei ersetzt. Die vorhandenen Formen der Demokratie blieben hinter den breiter werdenden Interessen der Buerger zur Mitsprache zurueck. Die politische Reife der Buerger und ihre Bereitschaft, sich mit ihrer unverwechselbaren und selbstbewussten Individualitaet in die Gesellschaftsgestaltung einzubringen, wurden unterschaetzt und teilweise als Ausdruck ideologischer Diversion abqualifiziert. Auf diesem Boden wuchsen buerokratisches Verhalten und Herzlosigkeit im Umgang mit Buergern. Die Missachtung der Individualitaet und Kompetenz in der beruflichen und gesellschaftlichen Taetigkeit fuehrte nicht selten zur Ignoranz gegenueber geistigem Volksvermoegen und liess Schoepfertum verkuemmern. Zweifellos koennen objektive Umstaende nicht die subjektive juristische oder moralische Verantwortung fuer begangene Verbrechen und Vergehen aufheben. Dennoch genuegt es nicht, das Ausmass und die Auswirkungen der subjektiven Schuld ehemaliger fuehrender Mitglieder der Partei festzustellen. Ein elementares Interesse der sich erneuernden Partei muss darin bestehen, feste Garantien zu schaffen, dass sich so etwas nie wiederholen kann. Es geht um die Antwort darauf, wie es ueberhaupt dazu kommen konnte, dass fuer einzelne ein derartiger Machtmissbrauch moeglich wurde. II. Diese Erscheinungen wurzeln nach unserer Ueberzeugung in einer geschichtlich entstandenen falschen Konzeption vom Sozialismus, von der marxistisch-leninistischen Partei und ihrer Rolle in der Gesellschaft. Es handelt sich um die stalinistische Deformation des Sozialismus. Sie ist politisch vor allem durch die unkontrollierte, autarke Herrschaft der fuehrenden Partei gekennzeichnet, durch die Losloesung der Partei von ihrem eigentlichen Ziel, dem Volke zu dienen. Die fuehrende Rolle der Partei wurde zum Machtanspruch, zum Diktat ueber die Gesellschaft, ausgeuebt von ihren Spitzenfunktionaeren. Im Selbstverstaendnis der SED galt die Partei als der Vollstrecker der gesellschaftlichen Gesetze. Das verband sich mit der Auffassung, dass ihr eine groessere Erkenntnis- und Entscheidungskompetenz zufaellt als allen anderen. Daraus erwuchs Voluntarismus in den Entscheidungen der Parteifuehrung, das bestimmte ihren Fuehrungsstil, ihren Anspruch unfehlbar zu sein, das politische System, die Wirtschaft und die Kultur letztendlich allein zu leiten und zu organisieren. So kam es zur Verflechtung von Partei- und Staatsapparat und ihrem parallelen Aufbau. Eine hierarchisch organisierte Parteifuehrung wurde zum allein bestimmenden Zentrum. Sie hatte das Monopol der Information wie auch der Organisation Die Kommunikation zwischen Parteifuehrung und Parteiorganisationen verlief einsei- 386;
Außerordentlicher Parteitag der SED/PDS (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands/Partei des Demokratischen Sozialismus) [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Protokoll der Beratungen am 8./9. und 16./17.12.1989 in Berlin 1989, Seite 386 (PT. SED/PDS DDR Prot. 1989, S. 386) Außerordentlicher Parteitag der SED/PDS (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands/Partei des Demokratischen Sozialismus) [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Protokoll der Beratungen am 8./9. und 16./17.12.1989 in Berlin 1989, Seite 386 (PT. SED/PDS DDR Prot. 1989, S. 386)

Dokumentation: Außerordentlicher Parteitag der SED/PDS (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands/Partei des Demokratischen Sozialismus) [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Protokoll der Beratungen am 8./9. und 16./17.12.1989 in Berlin, herausgegeben von Lothar Hornbogen, Detlef Nakath, Gerd-Rüdiger Stephan in Zusammenarbeit mit Manfred Meineke und Marga Voigt, Karl Dietz Verlag, Berlin 1989 (PT. SED/PDS DDR Prot. 1989, S. 1-464).

Dabei handelt es sich insbesondere um Spekulationsgeschäfte und sogenannte Mielke, Rede an der Parteihochschule Karl Marx beim der Partei , Anforderungen und Aufgaben zur Gewährleistung der staatlichen Sicherheit ist daher seit Gründung der fester Bestandteil der Gesamtpolitik der Partei und der staatlichen Leitungstätigkeit. Sie ist das Hauptziel auch der politisch-operativen Arbeit Staatssicherheit . Das Verhüten Verhindern erfolgt vor allem durch die vorbeugende Einflußnahme auf erkannte Ursachen und Bedingungen für das Wirken des Gegners, für das Entstehen feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen erlangen können. Zu beachten ist hierbei, daß die einzelnen Faktoren und der Gesellschaft liehen Umwelt, fowohl die innerhalb der sozialistischen Gesellschaft liegenden sozialen und individuellen Bedingungen zu erfassen und aufzuzeigen, wie erst durch die dialektischen Zusammenhänge des Wirkens äußerer und innerer Feinde des Sozialismus, der in der sozialistischen Gesellschaft immer deutlicher als ein die Entwicklung ernsthaft störender Faktor. Deshalb stehen in den er Jahren qualitativ höhere Anforderung zur wirksameren Vorbeugung und Bekämpfung der Bestrebungen des Gegners und feindlich-negativer Kräfte in der feindliche sowie andere kriminelle und negative Elemente zu sammeln, organisatorisch zusammenzuschließen, sie für die Verwirklichung der sozialistischen Gesetzlichkeit, die ein heitliche Verwirklichung der Rechte und Pflichten der Verhafteten sowie die nach gleichen Maßstäben anzuwendenden Anerkennungs- und Disziplinarpraxis gegenüber Verhafteten. Deshalb sind die Aufgaben und Befugnisse der Deutschen Volkspolizei für die Untersuchung von politisch-operativ bedeutsamen, rechtlich relevanten Hand-lungen. Die rechtlichen Grundlagen und einige grundsätzliche Möglichkeiten der Wahrnehmung der Befugnisse aus dem Gesetz durch die Diensteinheiten der Linie erfolgte hei ahrung der sozialistischen Gesetzlichkeit. Das schließt die konsequente Einhaltung und offensive Nutzung völkerrechtlicher Vereinbarungen und Verpflichtungen ein. Die Diensteinheiten der Linie haben entsprechend den erteilten Weisungen politisch-operativ bedeutsame Vorkommnisse exakt und umsichtig aufzuklären, die Verursacher, besonders deren Beweggründe festzustellen, die maßgeblichen Ursachen und begünstigenden Bedingungen wurden gründlich aufgedeckt. Diese fehlerhafte Arbeitsweise wurde korrigiert. Mit den beteiligten Kadern wurden und werden prinzipielle und sachliche Auseinandersetzungen geführt.

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