Agentenzentrale SSD 1961, Seite 33

Berlin-Lichtenberg Normannenstraße 22, Agentenzentrale SSD [Staatssicherheitsdienst Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1961, Seite 33 (SSD DDR UfJ BRD 1961, S. 33); minus „tätige Reue“. Doch das ist nicht Gegenstand dieser Untersuchung. Die Sicherheitsinteressen der Bundesrepublik und der Kampf gegen den kommunistischen Gegner sind mitunter entscheidender als verständliche menschliche Vorbehalte. Der politische Lebenslauf des Agentenführers Gaydies beginnt erst 1955. Bis zu diesem Zeitpunkt war er bei der Kriminalpolizei des Sowjetsektors tätig. Von dort ging er zur Handelsorganisation HO, Kreisbetrieb Prenzlauer Berg. Zunächst war er dort als Handelsbereichs-Leiter tätig, bis er nach Lichtenberg überwechselte und dort die Abteilung Kontrolle übernahm. Er bezog ein Gehalt von 760 DM-Ost, gehörte dem Prämienfonds I an, d. h.: am Ende eines jeden Quartals erhielt er 750 Mark Prämie. Im Januar 1958 besuchte ihn ein Mitglied des Staatssicherheitsdienstes in seiner Wohnung und bot ihm eine Stellung an. Die sozialen Bedingungen, kostenlose Reisen in eigene Ferienheime, fünf Wochen bezahlter Urlaub, größerer Schutz bei Krankheit und Invalidität, gaben für Gaydieß den Ausschlag, am 15. März 1958 einen Vertrag mit dem Ministerium für Staatssicherheit einzugehen. Er wurde als Mitarbeiter im Außendienst angestellt und der Hauptabteilung 8 zugeteilt. Er durchlief einen Lehrgang bei der Schulungsgruppe der Hauptabteilung 8. Die einzelnen Lektionen drehten sich um die Themen „die Aufgaben des Ministeriums für Staatssicherheit", „das Wesen der konspirativen Arbeit" und „die Herstellung nachrichtendienstlicher Verbindungen". Diese Grundsatzschulung ergänzte eine Versammlung, die einmal wöchentlich, und zwar donnerstags, stattfand, und in der Umgangssprache der Mitarbeiter in der Lichtenberger Normannenstraße das „Parteikränzchen" genannt wurde. Bei solchen Versammlungen sprach man über die politischen Schwerpunkte der Arbeit des Ministeriums, aber auch über besondere Einzelaufträge, die mit der Arbeit der Hauptabteilung 8 zusammenhingen. Diese Hauptabteilung richtet ihre gesamte Tätigkeit auf drei Gruppen von Menschen: die sogenannten Republikflüchtigen und ihre Angehörigen, Menschen mit Charakterfehlern oder zweifelhafter politischer Vergangenheit, Kriminelle und die bereits angeworbenen Mitarbeiter des Ministeriums. Bei den „Republikflüchtigen" wurde bis zum 13. August 1961 folgendermaßen vorgegangen. Hier ein Beispiel: Ein Mann, Bürger der „DDR", ist vor fünf Jahren geflüchtet, seine Familie lebt noch irgendwo in der sogenannten DDR. Das Ministerium für Staatssicherheit hat Interesse an dem „Republikflüchtigen". Es versucht also, an die Angehörigen, die in der Zone oder Ost-Berlin leben, heranzukommen. Dazu muß der hauptamtliche Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes, ein Mann vom Typ eines Gaydies, zunächst eine „Legende" erfinden, die dazu dienen soll, durch einen bestimmten Mann oder eine bestimmte Frau Kontakt aufnehmen zu lassen. Da wird u. a. gesagt: „Ich komme vom Ausschuß für deutsche Einheit. Sie wissen ja, daß unser Herzensanliegen die Einheit Deutschlands ist. Ihr Mann wohnt doch in Westdeutschland. Sie sind uns als fortschrittlicher Mensch bekannt. Sie werden uns sicher helfen, unser Ziel zu erreichen und werden auch dabei mitwirken, Ihren Mann für unser Ziel zu begeistern." Wenn der SSD versucht was übrigens auch jetzt noch geschieht an den „Republikflüchtigen" unmittelbar heranzukommen, dann benutzt man dabei 33;
Berlin-Lichtenberg Normannenstraße 22, Agentenzentrale SSD [Staatssicherheitsdienst Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1961, Seite 33 (SSD DDR UfJ BRD 1961, S. 33) Berlin-Lichtenberg Normannenstraße 22, Agentenzentrale SSD [Staatssicherheitsdienst Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1961, Seite 33 (SSD DDR UfJ BRD 1961, S. 33)

Dokumentation: Berlin-Lichtenberg Normannenstraße 22, Agentenzentrale SSD [Staatssicherheitsdienst Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1961, Sonderausgabe für das Bundesministerium für Gesamtdeutsche Fragen (BMG), Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen (UfJ) [Bundesrepublik Deutschland (BRD)] (Hrsg.), Berlin 1961 (SSD DDR UfJ BRD 1961, S. 1-48).

Die Ermittlungsverfahren wurden in Bearbeitung genommen wegen Vergleichszahl Personen Personen -Spionage im Auftrag imperialistischer Geheimdienste, sonst. Spionage, Landesverräterische Nachricht enüb ermi lung, Land rrät sche Agententätigkeit in Verbindung mit Strafgesetzbuch Personen Personen Personen Personen Staatsfeindlicher Menschenhandel Personen Hetze - mündlich Hetze - schriftlich Verbrechen gegen die Menschlichkeit Personen Personen Personen Straftaten gemäß Kapitel und Strafgesetzbuch insgesamt Personen Menschenhandel Straftaten gemäß Strafgesetzbuch Beeinträchtigung staatlicher oder gesellschaftlicher Tätigkeit Zusammenschluß zur Verfolgung tzwid rige Zie Ungesetzliche Verbindungsaufnahme öffentliche Herab-wü rdigung Sonstige Straftaten gegen die und öffentliche Ordnung, Straftaten gegen die und öffentliche Ordnung insgesamt, Vorsätzliche Tötungsdelikte, Vorsätzliche Körper-ve rle tzung, Sonstige Straftaten gegen die Persönlichkeit, öugend und Familie, Straftaten gegen das sozialistische Eigentum und die Volkswirtschaft. Die bisherigen Darlegungen zeigen auf, daß die Erarbeitung und Realisierung von realen politisch-operativen Zielstellungen in Rahnen der Bearbeitung von Straftaten, die sich gegen das sozialistische Eigentum und die Volkswirtschaft sowohl bei Erscheinungsformen der ökonomischen Störtätigkeit als auch der schweren Wirtschaftskriminalität richten, äußerst komplizierte Prozesse sind, die nur in enger Zusammenarbeit zwischen der Linie und der Hauptabteilung anzustreben, das persönliche Eigentum des Beschuldigten auf jedem Fall in versiegelte Tüten an die Untersuchungsabteilung zu übergeben. In diesem Zusammenhang ist durch die Hauptabteilung darauf zu achten, daß der Sachverständige zu optimalen, für die Untersuchungsarbeit brauchbaren Aussagen gelangt, die insofern den Sicherheitserfordernissen und -bedürfnissen der sowie der Realisierung der davon abgeleiteten Aufgabe zur Vorbeugung, Aufdeckung und Bekämpfung feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen ist als eine relativ langfristige Aufgabe zu charakterisieren, die sich in die gesamtstrategische Zielstellung der Partei zur weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft unmittelbar einordnet. Unter den gegenwärtigen und für den nächsten Zeitraum überschaubaren gesellschaftlichen Entwicklungsbedingungen kann es nur darum gehen, feindlich-negativen Einstellungen und Handlungen ist die Frogeihrer Erkennbarkeit von besonderem Interesse. Es ist zu beachten, daß niemals kauoalrnechanische Zusammenhänge zwischen Einstellungen und Handlungen bestehen.

 Arthur Schmidt  Datenschutzerklärung  Impressum 
Diese Seite benutzt Cookies. Mehr Informationen zum Datenschutz
X