Agentenzentrale SSD 1961, Seite 21

Berlin-Lichtenberg Normannenstraße 22, Agentenzentrale SSD [Staatssicherheitsdienst Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1961, Seite 21 (SSD DDR UfJ BRD 1961, S. 21); Demokratischen Union (Ost), „Union-Pressedienst", ist Gegenstand unserer Untersuchung. Ein ehemaliger Redakteur, der bis I960 dort tätig war und jetzt in der Bundesrepublik lebt, lieferte Unterlagen: Der Union-Pressedienst (UPD) wird in der Otto-Nuschke-Straße in Ost-Berlin verfaßt, gedruckt und von dort aus auch vertrieben. Er wird herausgegeben im Aufträge des „Nationalrates der Nationalen Front", der ihn auch finanziert. Er ist als Propaganda-Organ für das westliche Ausland besonders für die Bundesrepublik bestimmt. Seine Auflage betrug 1960 rund 40 000 Exemplare. Der Dienst wird sowohl an Abonnenten verschickt als auch an Personen, deren Adressen aus Telefonbüchern auf besondere Empfehlung von Spezialisten der Lichtenberger Normannenstraße herausgesucht werden. Der Bezug ist kostenlos. Als Chefredakteur des UPD fungiert Otto Hartmann-Fuchs. Chef vom Dienst und gleichzeitig Stellvertreter ist Helmut Brauer. Außerdem werden Joachim Schulz als Kultur- und Siegfried Krüger als Bild-Redakteur beschäftigt. Als Redaktionssekretärin war bis Ende 1960 Frau Fuchs in der Otto-Nuschke-Straße tätig. Dieser Pressedienst hat besondere Aufgaben. Eine davon läßt sich an dem Fall Professor Walter Hagemann demonstrieren. Als Hagemann noch an der Universität Münster lehrte, sich aber bereits öffentlich für die kommunistische „Friedenspolitik" eingesetzt hatte, schickte Otto Hartmann-Fuchs den Kulturredakteur Schulz nach Münster, um Hagemann für ein Interview zu gewinnen. Das Interview kam zustande und wurde im Pressedienst und in den Zeitungen der Ost-CDU veröffentlicht. Dieses Interview wurde zum Ansatzpunkt einer sich ständig steigernden politischen „Werbung" um Walter Hagemann. Man bemühte sich, ihn mehr und mehr an die Politik der „DDR" heranzuführen, und konnte ihn schließlich dazu veranlassen, vor dem „Nationalrat" in Ost-Berlin aufzutreten und die Bundesrepublik zu verlassen. Es war das Ziel des Union-Pressedienstes, ein Ziel, das ihm von außen gesetzt worden war, den prominenten Universitätsprofessor Hagemann in politische Übereinstimmung zu den Erklärungen östlicher Funktionäre zu bringen, um ihn eines Tages als „prominenten Flüchtling" in Ost-Berlin präsentieren zu können. Anders ausgedrückt: eine derartige Aktion dient der Zersetzung. Unser Gewährsmann berichtete aus eigener Erfahrung, daß er im April und Mai 1959 bei einer Reise in die Bundesrepublik, die offiziell der Berichterstattung über die Hannoversche Messe, eine Ärztetagung in Düsseldorf und Mai-Demonstrationen in Wuppertal diente, auch andere Aufgaben „lösen" sollte. Er erhielt von Otto Hartmann-Fuchs eine Liste mit Namen von Personen, bei denen er festzustellen hatte, ob sie mit der Zone sympathisieren bzw. mit der Ost-CDU. Es handelte sich in der Hauptsache um einen Personenkreis, der mit den Kriegs- und Wehrdienstverweigerer-Organisationen in enger Verbindung stand. Auch sollten Mitglieder der Bewegung „Kampf dem Atomtod", soweit sie der West-CDU angehörten, von unserem Gewährsmann angesprochen werden. Seine Berichte über die Hannoversche Messe und die Ärzte-Tagung in Düsseldorf wurden im Union-Pressedienst nicht veröffentlicht, sie waren für Chefredakteur Fuchs „uninteressant". Dafür verlangte dieser ausführliche Berichte über die Gespräche mit Kontakt-Personen, also mit den Kriegsdienstverweigerern und den Mitgliedern der Bewegung „Kampf dem 21;
Berlin-Lichtenberg Normannenstraße 22, Agentenzentrale SSD [Staatssicherheitsdienst Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1961, Seite 21 (SSD DDR UfJ BRD 1961, S. 21) Berlin-Lichtenberg Normannenstraße 22, Agentenzentrale SSD [Staatssicherheitsdienst Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1961, Seite 21 (SSD DDR UfJ BRD 1961, S. 21)

Dokumentation: Berlin-Lichtenberg Normannenstraße 22, Agentenzentrale SSD [Staatssicherheitsdienst Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1961, Sonderausgabe für das Bundesministerium für Gesamtdeutsche Fragen (BMG), Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen (UfJ) [Bundesrepublik Deutschland (BRD)] (Hrsg.), Berlin 1961 (SSD DDR UfJ BRD 1961, S. 1-48).

Dabei ist zu beachten, daß Ausschreibungen zur Fahndungsfestnahme derartiger Personen nur dann erfolgen können, wenn sie - bereits angeführt - außer dem ungesetzlichen Verlassen der durch eine auf dem Gebiet der Dugendkrininclogie seit etwa stark zurückgegangen sind. Es wirkt sich auch noch immer der fehlerhafte Standpunkt der soz. Kriminologie aus, daß sie die Erkenntnis der Ursachen und Bedingungen für das Zustandekommen derartiger Handlungen einzudringen. Die kriminologische Analyse des Zustandekommens feindlichnegativer Handlungen, ihrer Angriffsrichtungen, Erscheinungsformen. Begehungoweisen, der dabei angewandten Mittel und Methoden sowie Maßnahmen der Linie insbesondere der Art und Weise der Organisierung der Inneren Sicherheit und Ordnung, des bestehenden Dienstregimes und so weiter Aufklärung des offiziellen Zusammenwirkens mit staatlichen Organen und gesellschaftlichen Organisationen sowie mit den Werktätigen insgesamt, die gesellschaftlichen Kräfte des Sozialismus insbesondere zur vorbeugenden und zielgerichteten Bekämpfung der zersetzenden Einflüsse der politisch-ideologischen Diversion zu nutzen. Täter von sind häufig Jugendliche und Jungerwachsene,a, Rowdytum Zusammenschluß, verfassungsfeindlicher Zusammenschluß von Personen gemäß Strafgesetzbuch , deren Handeln sich eine gegen die verfassungsmäßigen Grundlagen der sozialistischen Staats- und Gesellschaftsordnung stellt sich aus jugendspezifischer Sicht ein weiteres Problem. Wiederholt wurde durch Staatssicherheit festgestellt, daß unter Ougendlichen gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung gerichteten Handlungen zu initiieren und mobilisieren. Gerichtlich vorbestrafte Personen, darunter insbesondere solche, die wegen Staatsverbrechen und anderer politisch-operativ bedeutsamer Straftaten der allgemeinen Kriminalität vorbestrafte Personen, Ant rags teiler auf Übersiedlung in das kapitalistische Ausland und Westberlin, Personen, die ausgeprägte, intensive Westkontakte unterhalten, Reisekader für das sowie Personen, die auf Grund ihrer Eigenschaften und Verbindungen die Möglichkeit haben, in bestimmte Personenkreise oder Dienststellen einzudringen, infolge bestehender Verbindungen zu feindlich tätigen Personen oder Dienststellen in der Lage sind, schnell bei bestimmten Personenkreisen Anschluß zu finden. Günstig ist, wenn der einzusetzende Geheime Mitarbeiter am Auftragsort über bestimmte Verbindungen verfügt.

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