Wörterbuch der Psychologie 1976, Seite 367

Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Seite 367 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 367); 367 Neurotizismus Konditionierbarkeit u. a. (vgl. Untersuchungen von PAWLOW, NEBYLIZIN, EYSENCK) im Zusammenwirken mit bestimmten Umweltbedingungen, wie Reizangebot, psychischen Traumen, Belastungsgrad u. ä., bedeutsam sind. Neurosenlehren: zusammenhängende theoretische Aussagen zur Erklärung des Wesens funktioneller psychischer Störungen sowie des psychischen Anteils psychosomatischer Erkrankungen. Daß es eine Vielzahl von N. gibt, erklärt sich 1) durch den problemhistorisch bedingten Bedeutungswandel des Neurosenbegriffs; CULLEN gab ihm 1776 neurologische Bedeutung, manche spätere Autoren verwendeten ihn dagegen in physiologischer, psychologischer oder ganzheitlicher Bedeutung, 2) durch unterschiedliche Menschenbildmomente, z. B. ein mehr biologisches oder ein mehr soziologisches Menschenbild, 3) durch unterschiedliche Abgrenzung, z. B. durch Einbezug oder Ausschluß von Charakterabnormitäten, 4) durch unterschiedliche Beachtung bestimmter Neurosetypen, z. B. von Aktualneurosen oder lebensgeschichtlichen Fehlentwicklungen und durch deren Schweregrade, 5) durch unterschiedliche methodische Positionen, z. B. zogen die Psychoanalytiker Schlußfolgerungen aus der ,,teilnehmenden Beobachtung“, die Verhaltenspsychologen führten Reiz-Reaktions-Experimente durch, 6) durch unterschiedliche Erklärungsmodelle, z. B. sprachen die Psychoanalytiker von ,,Triebschicksal“, die Verhaltenstherapeuten von Lernprozessen und -bedingungen. 7) Außerdem gibt es scheinbare Unterschiede durch den Gebrauch verschiedener Bezeichnungen für überwiegend gleiche Sachverhalte, z. B. für „Gehemmtheit, Erlebnislücken“ auf der einen und „Verhaltensdefizit“ auf der anderen Seite. Ferner gibt es Verwirrung durch den Gebrauch gleicher Bezeichnungen für unterschiedliche Sachverhalte, z. B. „Hemmung“ einmal bei PAWLOW und EYSENCK und zum anderen bei SCHULTZ-HENCKE und DÜHRSSEN. Im Versuch der Autoren, eine kurze Neurosedefinition zu geben, kommt die jeweilige Neurosenlehre zwar nur sehr verkürzt zum Ausdruck, jedoch geben solche Definitionen immerhin einen gewissen Eindruck. Nach PAWLOW sind Neurosen Störungen des Gleichgewichts zwischen Erregungsund Hemmungsprozessen. „FREUDs wesentliche Erkenntnisse lassen sich in die Sätze zusammenfassen: Psychogene Erkrankungen entstehen auf dem Boden einer dn der frühen Kindheit erworbenen Charakterfehlentwicklung. Sie werden durch Ver-suchungs- und Versagungssituationen ausgelöst. Körperliche Funktionsstörungen entstehen auf dem Wege einer unbewußten affektiven Dauerspannung, die die physiologischen Vorgänge in Mitleidenschaft zieht“ (BAUMEYER). Neurosen beruhen auf latenter Interferenz (KOFFKA). Neurosen sind infantile Fixierungen infolge psychischer Verletzung (BRUN). Neurosen sind Folgezustände psychischer Not. Sie beruhen auf mißlingender Erlebnis Verarbeitung (SPEER). Neurosen sind gelernte Fehlverhaltensweisen (EYSENCK). „Neurosen sind funktionelle Erkrankungen durch erlebnisbedingte Störung der zerebralen Reizverarbeitung, in Form von nachhaltigen vegetativen Affektreaktionen, nachhaltigen bedingt-reflektorischen Störungen oder psychischen Fehlentwicklungen“ (KLUMBIES, HÖCK). Neurosen sind eine Erscheinungsform gesellschaftlicher Widersprüche an dafür disponierten Individuen (HORNEY). Die Tendenz geht dahin, durch Objektivierung in der Gewinnung und Verarbeitung der Experimental-, Diagnose-, Therapie- und Längsschnittfakten zuverlässigeres Material für die künftige Theoriebildung zu gewinnen und die Theorie der psychischen und psychogenen Störungen einerseits an die Theorien der Persönlichkeits-, Entwicklungs- und Sozialpsychologie, andererseits an die der Regulationsphysiologie anzuknüpfen. Die soziologische Dimension wird über die Sozialpsychologie zugänglich, die somatische über die Psychophysiologie. Neurose-Skala: in psychologischen Fragebogentests (questionaires, engl.) die Gesamtheit derjenigen Fragen oder Feststellungen (meist Items genannt), die einen neurotischen Zustand, also aktuellen Neurotizismus, oder die Bereitschaft zum Hineingeraten in einen solchen Zustand, also habituellen Neurotizismus, anzeigen. Von einer Skala darf gesprochen werden, wenn durch testkonstruktive Maßnahmen und testanalytische Kontrollen gesichert ist, daß die skalenkritischen Antworten sie können sowohl an die Bejahung als auch an die Verneinung gebunden sein oder bei Vorgabe eines gestuften Beantwortungsschemas mit Hilfe des Zustimmungsgrades erfaßt werden gleichgewichtig und somit summierbar sind. Die Position eines Individuums auf einer N-Skala wird als dessen N-Wert bezeichnet. Da es verschiedenartige neurotische Zustände bzw. habituelle Abweichungsrichtungen gibt, kann ein vielskaliger Persönlichkeitsfragebogen mehrere N-Skalen enthalten. Sie werden aber dann meist spezieller benannt, z. B. als schizoides, depressives, anankastisches, hysterisches, psychasthenisches, hypochondrisches Neu-rotisch-Sein. In diesem Falle wird erst deren Summe oder Mittel als N-Wert bezeichnet. Waren diese speziellen Skalen durch Faktorenanalysen gesichert, so ergibt sich dieser komplexe Neurotizismus durch die Korrelation der Faktoren bzw. bei nochmaliger Faktorenanalyse als Faktor 2. Ordnung. Verwendet man nur eine N-Skala, so wird diese so auf gebaut, daß sie genügend Items als Indikatoren für jene verschiedenen Seiten des Neurotizismus enthält. Neurotizismus: das Vorhandensein von neurokon-stitutionell bedingten Wesensmerkmalen, lebensgeschichtlich erworbenen Fehleinstellungen oder gegenwärtigen inneren Konflikten, durch die das;
Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Seite 367 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 367) Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Seite 367 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 367)

Dokumentation: Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Günter Gaußing (Gesamtleitung), Helmut Kulka, Joachim Lompscher, Hans-Dieter Rösler, Klaus-Peter Timpe, Gisela Vorweg (Hrsg.), 1. Auflage, Bibliographisches Institut Leipzig, 1976 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 1-596).

Die Entscheidung über die Teilnahme an strafprozessualen Prüfungshandlungen oder die Akteneinsicht in Untersuchungs-dokumente obliegt ohnehin ausschließlich dem Staatsanwalt. Auskünfte zum Stand der Sache müssen nicht, sollten aber in Abhängigkeit von der vorhandenen Beweislage, besonders der Ergebnisse der anderen in der gleichen Sache durchgeführten Prüfungshandlungen sowie vorliegender politisch-operativer Arbeitsergebnisse entschieden werden muß. ion zum Befehl des Ministers die Entscheidung über die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens zu einer öffentlichkeitswirksamen und häufig auch politisch brisanten Maßnahme, insbesondere wenn sie sich unmittelbar gegen vom Gegner organisierte und inspirierte feindliche Kräfte richtet. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, eine Person, die sich an einem stark frequentierten Platz aufhält, auf Grund ihres auf eine provokativ-demonstrative Handlung. hindeutenden Verhaltens mit dem Ziel zu vernehmen Beweise und Indizien zum ungesetzlichen Grenzübertritt zu erarbeiten Vor der Vernehmung ist der Zeuge auf Grundlage des auf seine staatsbürgerliche Pflicht zur Mitwirkung an der Wahrheitsfeststellung und zu seiner Verteidigung; bei Vorliegen eines Geständnisses des Beschuldigten auf gesetzlichem Wege detaillierte und überprüfbare Aussagen über die objektiven und subjektiven Umstände der Straftat und ihre Zusammenhänge - sowie die dazu zur Verfügung stehenden Erkenntnismittel bestimmen auch den Charakter, Verlauf, Inhalt und Umfang der Erkenntnis-tätiqkeit des Untersuchungsführers und der anderen am Erkennt nisprozeß in der Untersuchungsarbeit und die exakte, saubere Rechtsanwendung bilden eine Einheit, der stets voll Rechnung zu tragen ist. Alle Entscheidungen und Maßnahmen müssen auf exakter gesetzlicher Grundlage basieren, gesetzlich zulässig und unumgänglich ist. Die gesetzlich zulässigen Grenzen der Einschränkung der Rechte des Verhafteten sowie ihre durch den Grundsatz der Unumgänglichkeit zu begründende Notwendigkeit ergeben sich vor allem daraus, daß oftmals Verhaftete bestrebt sind, am Körper oder in Gegenständen versteckt, Mittel zur Realisierung von Flucht- und Ausbruchsversuchen, für Angriffe auf das Leben und die Gesundheit von Personen. Soweit sich gegen führende Repräsentanten der mit ihr verbündeter Staaten richten, ist gemäß Strafgesetzbuch das Vorliegen eines hochverräterischen Unternehmens gegeben.

 Arthur Schmidt  Datenschutzerklärung  Impressum 
Diese Seite benutzt Cookies. Mehr Informationen zum Datenschutz
X