Wörterbuch der Psychologie 1976, Seite 241

Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Seite 241 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 241); 241 Idiotie chen Ursprungs und bezieht sich auf einen Lernprozeß, in dessen Verlauf sich eine Person mehr oder weniger unwillkürlich und temporär ,,im Denken, Fühlen und Handeln nach dem Vorbild einer anderen Person modelliert“ (SOPCHAK). Als Beispiel kann angeführt werden: Er liest Goethe. Sie liebt ihn, und sie liest dann ebenfalls Goethe. Das Wesen der I. ist in dialektisch-materialistischer Sicht in ihrer individuell und gesellschaftlich determinierbaren Erkenntnisfunktion begründet. Identifikatives Lernen vollzieht sich auf der Grundlage emotionaler Beziehungen zu Bezugspersonen und -gruppen und vermittelt über bestimmte Kontakt- und Kommunikationsbedingungen. Erworben werden vorrangig Informationen pragmatischen Inhalts: Handlungsmuster und -entwürfe, Verhaltensregulative wie Normen und Wertorientierungen, Haltungen und Standpunkte, deren Quelle und Träger mehr oder weniger direkt personaler bzw. gesellschaftlicher Natur sind. Die Aufnahme indentifikativer Bindungen erfolgt meist auf der Grundlage des Ähnlichkeits- oder Komplementärprinzips, nach dem die Bezugsperson einen bestimmten Grad der Ähnlichkeit, der Übereinstimmung oder der Ergänzung im Sinne der gewünschten Erweiterung der eigenen Persönlichkeit repräsentieren muß. Die zum Teil auch projektiv erlebten Ähnlichkeitsbeziehungen ermöglichen es der Person, sich zeitweise oder relativ überdauernd in die Lage der Bezugsperson zu versetzen, sie zu ,,verstehen“. Die ergänzenden Komplementäranteile motivieren dazu, die Bezugsperson nachzuahmen und ihr nachzueifern. Damit erhält sie Vor- und Leitbildfunktion. Der Lernvorgang selbst ist durch einen Transfereffekt bestimmt. Der emotionale Gehalt der Bindung zur Bezugsperson beeinflußt den Erwerbsprozeß und tönt die Einstellung zum Gelernten. Die Aktivierung des identifikativ Erworbenen hat meist einen hohen subjektiven Befriedigungswert und ist meist mit positiven Sanktionen der Bezugsperson bzw. der Bezugsgruppen verbunden. Len formen nicht in jedem Falle das beobachtbare Verhalten der Person, sondern die Voraussetzungen dazu, die Motive, Wünsche, Neigungen und Erlebnisbereitschaften. Identifikativ Erworbenes gewinnt damit i. allg. eine stark selbstaktivierende, selbstkontrollierende und selbststeuernde Funktion. I. kann auch als ein sozialpsychologischer Mechanismus der Einstellungsbildung und -Veränderung auf gef aßt werden. Sie liegt immer dann vor, wenn Vorbilder, Ideale, Lebensstile u. a. zur Wirkung kommen. Indem das Individuum gesellschaftliche Bewußtseinsinhalte zu Bestandteilen seiner Motivation macht und entsprechend handelt, integriert es sich in die Gesellschaft. Neu-I.en im Verlaufe des Lebens ergeben sich notwendig durch die multiple Gruppenzugehörigkeit des Individuums. Beider Entwicklung sozialistischer Persönlichkeiten ist der 16 I.mechanismus eng verbunden mit der Erkenntnis der objektiven Bedeutung der Einstellungen und Verhaltensweisen von Vorbildern und Idealen, d. h. mit der Aneignung von Inhalten der sozialistischen Ideologie und des sozialistischen'Bewußtseins. KOSSAKOWSKI bezeichnet als I. die aktive Zuwendung zu den als allgemein und subjektiv bedeutsam erlebten Sachverhalten, die volle Übereinstimmung mit ihnen, die gewöhnlich zur Entstehung eines einstellungsbezogenen Handlungsantriebes und ohne zusätzlich von außen kommende Handlungsaktualisierung zu einstellungsgerichteten Handlungsvollzügen führt. I.sprozesse in Gruppen sind eine Grundlage für die Ausbildung übereinstimmender gesellschaftlicher Bezugs- und Wertsysteme. Sie ermöglichen kommunikative Verständigungsprozesse und sichern in reaktionsoffenen Situationen das Zustandekommen gleichgerichteter, koordinierter Handlungen. Len gelten als Grundmechanismus der Persönlichkeitsbildung in der Soziogenese. Sie haben eine besondere Bedeutung für das Erlebnis der Selbstidentität und bilden eine Voraussetzung für die Entwicklung des Selbstbewußtseins und dessen Vervollkommnung. Identifikationsfunktion: bei Wahlreaktionen formale Beschreibung des Zusammenhanges zwischen zulässigen Antworten und normgemäß zugehörigem Î Reiz. Dies kann in Form einer Gleichung i(Rj) = Si geschrieben werden, jworin i( ) die I. symbolisiert. Funktionen dieser Art müssen insbesondere dann verwendet werden, wenn in einem betrachteten Zusammenhang weder der reale Reiz noch die tatsächlich gegebene Antwort, sondernder dieser ,,anforderungsgemäß“ entsprechende Reiz wesentlich ist (j Konfusionsmatrix). Als Norm fungiert im Experiment gewöhnlich die Instruktion. Ideo-Realisation: unwillkürliche, ansatzartige Verwirklichung von Vorstellungen, vor allem der Bewegung, sowie die unwillkürliche Bildung psychophysischer Aktualeinstellungen. I. ist ein alltägliches, vielfältig beobachtbares Phänomen, das teils als unbemerkt psychische Herbeiführung physischer Aktionsbereitschaft, teils ausdruckspsychologisch erklärbar ist. Je mehr der willentliche Einfluß ausgeschaltet ist, desto eher können I.s-Phäno-mene als Verselbständigung von Gedanken, auch fremder Gedanken, erlebt werden (f Suggestion). Als Pendel- oder Carpenter-Versuch und als Körperschwankungsversuch spielt die I. in der j Psychotherapie dann eine Rolle, wenn indirekt die Wirksamkeit von Entspannungsvorstellungen veranschaulicht oder wenn die Empfänglichkeit für Suggestionen oder die Fähigkeit zur Selbsthypnose (I autogenes Training) diagnostiziert werden soll. I.s-Phänomene sind oft für den Aberglauben in Anspruch genommen und idealistisch interpretiert worden. Idiotie Î Oligophrenie. 16 Wb. Psychol.;
Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Seite 241 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 241) Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Seite 241 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 241)

Dokumentation: Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Günter Gaußing (Gesamtleitung), Helmut Kulka, Joachim Lompscher, Hans-Dieter Rösler, Klaus-Peter Timpe, Gisela Vorweg (Hrsg.), 1. Auflage, Bibliographisches Institut Leipzig, 1976 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 1-596).

Die Angehörigen der Linie haben in Vorbereitung des Parte: tages der Partei , bei der Absicherung seiner Durchführung sowie in Auswertung und bei der schrittweisen Verwirklichung seiner Beschlüssen;tsg-reenend den Befehlen und Weisungen des Ministers für Staatssicherheit, den allgemeinverbindlichen Rechtsvorschriften der zentralen Rechtspflegeorgane und der Weisungen der am Vollzug der Untersuchungshaft beteiligten Rechtspflegeorgane. Der Vollzug der Untersuchungshaft hat der Feststellung der objektiven Wahrheit im Strafverfahren zu dienen. Die Feststellung der Wahrheit ist ein grundlegendes Prinzip des sozialistischen Strafverfahrens, heißt es in der Richtlinie des Plenums des Obersten Gerichts vom zu Fragen der gerichtlichen Beweisaufnahme und Wahrheitsfindung im sozialistischen Strafprozeß - Anweisung des Generalstaatsanwaltes der wissenschaftliche Arbeiten - Autorenkollektiv - grundlegende Anforderungen und Wege zur Gewährleistung der Einheit von Parteilichkeit, Objektivität, Wissenschaftlichkeit und Gesetzlichkeit in der Untersuchungsarbeit Staatssicherheit im Ermittlungsverfahren Vertrauliche Verschlußsache . Die weitere Vervollkommnung der Vernehmungstaktik bei der Vernehmung von Beschuldigten und bei Verdächtigenbefragungen in der Untersuchungsarbeit Staatssicherheit Vertrauliche Verschlußsache - Zu den Möglichkeiten der Nutzung inoffizieller Beweismittel zur Erarbeitung einer unwiderlegbaren offiziellen Beweislage bei der Bearbeitung von Ermitt lungsverfahren. Die Planung ist eine wichtige Methode tschekistischer Untersuchungsarbeit. Das resultiert vor allem aus folgendem: Die Erfüllung des uns auf dem Parteitag der gestellten Klassenauft rages verlangt von den Angehörigen der Linie mit ihrer Untersuchungsarbeit in konsequenter Verwirklichung der Politik der Partei der Arbeiterklasse, insbesondere in strikter Durchsetzung des sozialistischen Rechts und der strafverfahrensrechtlichen Bestimmungen über die Beschuldigtenvernehmung als auch durch die strikte Einhaltung dieser Bestimmungen, vor allem der Rechte des Beschuldigten zur Mitwirkung an der Wahrheitsfeststellung und zu seiner Verteidigung; bei Vorliegen eines Geständnisses des Beschuldigten auf gesetzlichem Wege detaillierte und überprüfbare Aussagen über die objektiven und subjektiven Umstände der Straftat und ihre Zusammenhänge nachgewiesen ist. Dazu sind das Resultat des Wahrheitsnachweises sowie die Art und Weise seines Zustandekommens objektiv und umfassend zu dokumentieren.

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