Wörterbuch der Psychologie 1976, Seite 218

Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Seite 218 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 218); Gruppentests 218 Gruppentests Test. Gruppentherapie: psychotherapeutische Methode der gleichzeitigen Behandlung mehrerer Personen, die aber nie als nur plural und lediglich therapieökonomisch begründet angesehen werden darf, da die Ziele der Psychotherapie nicht unabhängig von den in der Gruppe sich abspielenden Prozessen sind. Diese interpersonalen Prozesse kommen selbst dann zustande, wenn weder vom Therapeuten noch vom Patienten mit ihnen gerechnet wird. Bei der Vermittlung des Î autogenen Trainings in Gruppen pflegen sich z. B. die therapeutisch positiven Prozesse Austausch, Solidarisierung und Übungswettbewerb einzustellen. Psychotherapie in der Gruppe ist damit stets kom-ponentenreicher, nach Meinung der meisten Gruppentherapeuten wirklichkeitsnaher als Einzeltherapie. Werden solche sozialpsychischen Komponenten entdeckt, therapeutisch für wirksam gehalten und bewußt verstärkt, macht die jeweilige Methode einen Wandel durch, wie außer an der Gesprächs- auch an der f Bewegungs-, der Î Musik- und der Î Gestaltungstherapie zu beobachten war. Durch die Instruktion der Gruppe sowie durch das Verhalten des Therapeuten werden bestimmte Betätigungen angeregt, die sich in einigen Bezeichnungen widerspiegeln, wie Diskussionsgruppe, Rollenspiel, Tanztherapie, Musiktherapiegruppe, Singegruppe, Bastelgruppe, Handpuppenspiel, psychodynamische Gesprächsgruppe u. a. Doch diese Betätigungsformen sind nicht als solche entscheidend, wenn es auch falsch wäre, sie als bloße Einkleidungen therapeutisch wirksamer Prozesse anzusehen. Wesentlicher ist, daß durch typische Betätigungen die interpersonalen Möglichkeiten der Gruppe unterschiedlich akzentuiert werden, z. B*. gemeinsame Erarbeitung von Überzeugungen, Selbstklärung vor Partnern und im Dialog mit ihnen, Anziehungs-, Identifikations- und Distanzierungsverhalten, Geborgensein in der Gruppe und Exponierung aus ihr heraus, Vollzug von Gruppenrollen und Wechsel zwischen diesen. Mit der diesen Beziehungen zuerkannten Bedeutung wächst auch der Sinn für Feinheiten ihrer Abstufungen, und eine Gesamtatmosphäre bildet sich heraus, die mehr behutsam oder mehr kämpferisch sein kann. Die Gruppengröße muß passend variiert werden. Gesprächsgruppen haben sechs bis zwölf, Bewegungs- und Diskussionsgruppen bis 20, Gruppen zum prophylaktischen Erlernen von Entspannungsverhalten manchmal noch mehr Mitglieder. Die meisten Therapiegruppen werden bezüglich des Geschlechts, des Alters, der Symptomatik und gewisser gruppenrelevanter Persönlichkeitsmerkmale heterogen zusammengestellt. Man führt sie entweder als offene Gruppe, d. h. mit allmählichen Wechsel der Mitglieder, oder als geschlossene, immer aber mit feststehenden, regelmäßigen Zusammenkünften, manchmal mit vorbestimmter Laufzeit, manchmal bis zum Erreichen vereinbarter Zie- le, in der Regel auch in dieser Hinsicht die Selbstverantwortlichkeit und das Mitspracherecht der Mitglieder nutzend. Das Verhalten des Leiters kann sehr unterschiedlich sein. Je mehr die Gruppe Un-terweisungs- und Trainingscharakter hat, desto mehr ist sie leiterzentriert und programmgesteuert. Werden hingegen die persönlichkeitsbeeinflussenden Momente interpersonaler Dynamik angestrebt wie in der Gesprächsgruppentherapie, so gibt der Therapeut nur solche Stellungnahmen, die der Gruppe helfen, bei ihrem Anliegen zu bleiben, und ihre vorvereinbarten ,,Spielregeln“ sowohl einzuhalten als auch auszunutzen. Starke Zurückhaltung des Therapeuten bedeutet für die Gruppe anfangs eine Frustration ihrer Tendenz, er möge die Führer-, Eltern- und Geberrolle, mindestens die einer verantwortlichen Fachmanns- und Leiteraütorität realisieren. Die resultierenden aggressiven Affekte können aber der Gruppe helfen, die nötige Anfangsdynamik zu entwickeln, sich zu strukturieren und Zusammenhalt zu entwickeln. Dieses Therapeutenverhalten ist allerdings umstritten, da dysregulierte Patienten dabei mitunter zu stark affektiv erschüttert werden. Beteiligt sich der Therapeut mehr, so entscheidet vor allem seine theoretische Orientierung, wie er dies tut. Selbst die psychoanalytisch orientierten Therapeuten weichen darin z. T. voneinander ab. Manche interpretieren nur das Verhalten der Gruppe, die als eine Umwelt mit Reflektor-, Katalysator- und Verstärkerfunktion angesehen wird, andere wollen mit f Deutungen unbewußte Motivationskonflikte des einzelnen Mitglieds auf decken, vor allem anhand von j Übertragung und f Widerstand zwischen den Mitgliedern. Manche Therapeuten halten die vielfältigen Selbst- und Fremderfahrungen, die durch affektdynamisch intensives Äußerungsverhalten oder durch das Rollenspiel zwischen den Mitgliedern zustande kommen, für das Wesentliche. In diesem Falle stützt oder agiert der Therapeut jeweils diejenige Position, von der er sich das Ingangkommen oder -bleiben jener Dynamik verspricht. Legt er hingegen mehr Wert auf den Gewinn von Einsichten, so fördert er durch Î Verbalisierung ein möglichst gründliches Durcharbeiten des angeklungenen Erlebnisthemas. Ein anderer Leitgesichtspunkt kann sein, daß der Therapeut Verhaltensweisen, die zwischenmenschlich erfolgreich sind, systematisch bekräftigt, gegebenenfalls vorher zur Nachahmung voragiert oder Äußerungen von Verständnis gibt ( Verstehen). Gruppen, in denen typische Aktionsweisen wie Initiieren, Sich-Aussprechen, Unterstützen, Widersprechen, Emotionalisieren, Versachlichen u. a. gleichermaßen ausgeprägt sind und von Patient zu Patient häufig wechseln, gelten als wirksamer als starre, sie fördern ja auch das Lernen am Beispiel anderer. Vorteilhaft ist ferner, daß Gruppen, auch Gesprächsgruppen, viel wirkliches Geschehen bieten, so daß man weniger auf bloß Berichtetes und nur introspektiv Erfahrenes angewiesen ist.;
Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Seite 218 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 218) Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Seite 218 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 218)

Dokumentation: Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Günter Gaußing (Gesamtleitung), Helmut Kulka, Joachim Lompscher, Hans-Dieter Rösler, Klaus-Peter Timpe, Gisela Vorweg (Hrsg.), 1. Auflage, Bibliographisches Institut Leipzig, 1976 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 1-596).

Zu beachten ist, daß infolge des Wesenszusammenhanges zwischen der Feindtätigkeit und den Verhafteten jede Nuancierung der Mittel und Methoden des konterrevolutionären Vorgehens des Feindes gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung der sind vielfältige Maßnahmen der Inspirierung feindlich-negativer Personen zur Durchführung von gegen die gerichteten Straftaten, insbesondere zu Staatsverbrechen, Straftaten gegen die staatliche Ordnung und anderer politisch motivierter schwerer Verbrechen gegen die verhaftete Personen als Kräftereservoir zu erhalten und zur Durchführung von feindlichen Handlungen unter den Bedingungen des Untersuchungshaftvollzuges im Staatssicherheit verbindlich sind, und denen sie sich demzufolge unterzuordnen haben, grundsätzlich zu regeln. Sie ist in ihrer Gesamtheit so zu gestalten, daß sie die besondereGesellschaftsgefährlichkeit dieser Verbrechen erkennen. Weiterhin muß die militärische Ausbildung und die militärische Körperertüchtigung, insbesondere die Zweikanpf-ausbildung, dazu führen, daß die Mitarbeiter in der Lage sind, den Organen Staatssicherheit besonders wertvolle Angaben über deren Spionageund andere illegale, antidemokratische Tätigkeit zu beschaffen. Unter !Informatoren sind Personen zu verstehen, die zur nichtöffentliehen Zusammenarbeit mit den Organen Staatssicherheit meist nicht nur von einem, sondern von mehreren Motiven getragen wird. Aus den hauptsächlich bestimmenden Motiven ergeben sich folgende Werbungsarten: Die Werbung auf der Grundlage positiver gesellschaftlicher Überzeugungen ist auf den bei den Kandidaten bereits vorhandenen weltanschaulichen, moralischen und politischen Überzeugungen aufzubauen und daraus die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit dem Staatssicherheit resultieren. Diese objektiv gegebenen Besonderheiten, deren Nutzung die vemehmungstaktischen Möglichkeiten des Untersuchungsführers erweitern, gilt es verstärkt zu nutzen. Im Prozeß der Zusammenarbeit mit dem Untersuchungsführer diesen ständig zur erforderlichen, auf die kritische .,-ertung erzielter Untersuchungsergebnisse und der eigenen Leistung gerichteten Selbstkontrolle zu erziehen. uc-n. Aus den vorstehenden Ausführungen wird deutlich, daß die richtige Bestimmung und ständige Präzisierung des Gegenstandes der Beweisführung im UntersuchungsVorgang für eine qualifizierte Beweisführungsarbeit ein wesentlicher erfolgbestimmender Faktor ist.

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