Tagungen der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik 1990, Seite 271

Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 271 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 271); last behaftete Symbolik ebenso zu. Ich schlage vor, umgehend über den eingebrachten Antrag zu beschließen. Gestatten Sie mir, abschließend darüber zu informieren, daß nach gründlicher Erörterung im Ministerium für Abrüstung und Verteidigung beabsichtigt ist, aus den dargelegten Gründen den neuen Eid für die Angehörigen der Streitkräfte nicht mehr auf die Fahne zu leisten, auf der übrigens um das Emblem in Goldbuchstaben gestickt noch zu lesen ist: „Für den Schutz der Arbei-ter-und-Bauem-Macht“, sondern auf die im Gegensatz dazu schlicht anmutende Staatsflagge. - Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei CDU/DA, DSU, den Liberalen und der SPD) Stellvertreter der Präsidentin Helm: Herr Abgeordneter, eine Zwischenfrage! Dr. Stadermann (PDS): Herr Abgeordneter! Ich habe eine Frage. Haben Sie mal ungefähr überschlagen, wieviel Millionen das die DDR zum gegenwärtigen Zeitpunkt kostet, und haben Sie mal darüber nachgedacht, ob dieser Antrag nicht ausschließlich dazu dient, uns von wichtigeren Fragen, nämlich denen des Staatsvertrages, gegenwärtig abzulenken. (Gelächter bei CDU/DA, DSU - Beifall bei der PDS) Dr. Wieczorek(CDU/DA): Herr Abgeordneter! Ich kann mich nur nochmal wiederholen. Sie kennen die Stimmung in unserer Bevölkerung nicht. Aber eine Partei, die 40 % der Stimmen bei den Volkskammerwahlen bekommen hat, kann das besser beurteilen. (Unruhe im Saal) Und noch etwas zur Nationalen Volksarmee. Wir werden mit Briefen von Berufssoldaten überschüttet, die uns bitten, die Truppenfahne zu verändern. Danke. Keine weiteren Fragen! (Unruhe im Saal) Stellvertreter der Präsidentin Helm: Für die Fraktion der PDS erteile ich dem Abgeordneten Friedrich das Wort. ” Friedrich für die Fraktion der PDS: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sicherlich ist die Frage des Staatswappens für die Bürger dieses Landes zum gegenwärtigen Zeitpunkt nun mit Sicherheit nicht die brennendste. Regierung, Parlament und vor allem die Menschen - und ich glaube, quer durch viele, wenn auch nicht alle politischen Gruppierungen - bewegen doch nun wirklich ganz andere Fragen. Das wurde eben bereits gesagt, und ich wiederhole das: Fragen vor allem in Vorbereitung und im Umfeld des Abschlusses des Staatsvertrages, existenzielle Fragen. Ohnehin dürfte doch jedem hier im Saale klar sein, daß das Staatswappen der DDR die deutsche Einheit nicht überstehen wird, und jeder hat eine Vorstellung von den Zeithorizonten bis dahin - auch wir. Um so überflüssiger und kleinkarierter erscheint mit diese ganze Diskussion und dieser Antrag. (Vereinzelt Beifall) Über die ökonomischen Auswirkungen, die mit Sicherheit, ohne das jetzt genau sagen zu können, doch in die Hunderttausende oder Millionen gehen, will ich mich hier gar nicht erst auslas-sen. Oder doch soviel: Jeder möge doch mal - wir werden dieses Problem nachher behandeln - an unsere nicht ganz bescheidenen Diäten denken, und ich meine, wir haben als Abgeordnete nun weiß Gott Wichtigeres zu tun, als uns mit der inneren Befindlichkeit einzelner hier zu befassen. Um es hier zum wiederholten Male und klar und eindeutig zu sagen: Die PDS ist nicht gegen den Einigungsprozeß der beiden deutschen Staaten. Sie ist aber für ein neues Deutschland, für ein Deutschland, (Heiterkeit) das die positiven Erfahrungen beider Staaten zusammenführt und insgesamt zu einer neuen Qualität führt. Logischerweise bedeutet das dann zum gegebenen Zeitpunkt auch eine neue Verfassung und mithin ein neues Staatswappen. Wir wünschten uns ein solches, das tatsächlich friedliche und demokratische Traditionen verkörpert, etwa „Schwerter zu Pflugscharen“. Wir unterstützen deshalb den Antrag der Fraktion Bündnis 90/Grüne nach Änderung der gültigen Verfassung, Artikel 1. - Ich bin bereit, Fragen zu beantworten am Ende meines Beitrages. Die Frage des Staatswappens muß aus unserer Sicht daher tatsächlich zu gegebener Zeit diskutiert werden, nicht isoliert wie jetzt, und wir meinen, sie muß vor allem im Kontext der Ausarbeitung einer neuen Verfassung als dem wesentlicheren Problem diskutiert werden. Für eine solche Diskussion sind wir jederzeit offen. Das ist klar. Und nach unserer Meinung hätte sie längst beginnen müssen, lange im Vorfeld des Staatsvertrages und auch parallel dazu, das muß keinen Zeitverzug bedeuten, und darin unterscheiden wir uns sicherlich grundsätzlich politisch. Die PDS tritt für eine konsequente Realpolitik im Großen wie im Kleinen ein, und sie vertritt natürlicherweise im Besonderen die Interessen ihrer Wähler, immerhin rund 2 Millionen, und ich glaube, nicht nur sie, nicht nur diese Wähler, auch andere haben in ihrer individuellen psychologischen Befindlichkeit nun tatsächlich keinerlei Berührungsängste mit diesem Staatswappen - mögen das auch andere anders sehen -, im Gegenteil. Für viele dieser Menschen, und nicht nur PDS-Wähler, ich betone das, verbindet sich mit diesem Staatswappen ein Stück Identität, auch wenn natürlich die Gesellschaftskonzeption der damals staatstragenden Partei am Ende nicht aufgegangen, sondern eindeutig gescheitert ist. Ich meine ganz persönlich: Wer kann denn nun ernsthaft etwas gegen Hammer, Zirkel und Ährenkranz haben, möge auch der Hammer zu groß geraten sein, ich mag das hier nicht einzuschätzen, lugt da nun etwa tatsächlich Stalinismus hervor? Ich kann das beim besten Willen und großzügigster Auslegung nicht erkennen. Man möge auch in Rechnung stellen, daß immerhin auch unter diesem Wappen die demokratischen Veränderungen des Herbstes 1989 begonnen haben. (Zuruf: gegen) Ich jedenfalls schäme mich nicht - ich würde doch bitten, mich zu Ende sprechen zu lassen, ich bin gern bereit, nachher auf 3 Anfragen zu antworten -, DDR-Bürger zu sein. Und es gehört ja wohl schon sehr viel Oberflächlichkeit und Ignoranz dazu, auf solche wirklich billige Art und Weise Geschichtsbewältigung betreiben zu wollen. Überhaupt ist der Antrag der DSU im höchsten Maße unaufrichtig und - man verzeihe mir diese Einschätzung - schizophren. Einerseits hat man nicht den Mut, eine Abschaffung des Staatswappens oder Änderung zu beantragen, also Verfassungsänderung, statt dessen will man das Wappen schamvoll verdecken, sozusagen einfrieren. Diese Demütigung ist doch nun wirklich das letzte, was die Bürger unseres Landes verdient haben. (Heiterkeit - Unruhe im Saal) Ich meine, was wir jetzt brauchen, ist ein geordnetes Staatswesen, ja, und so schwer mir das fällt als Vertreter der Opposition, wir brauchen eine souveräne und starke Regierung der DDR, die nachhaltig und wirksam die Interessen der Bürger der immer noch DDR nach innen und außen vertritt und auf dem Weg zur deutschen Einheit ein gewichtiges Wort mitzureden hat. Im übrigen hat das der Herr Ministerpräsident so ähnlich in seiner Regierungserklärung formuliert, und dem stimmen wir natürlich zu. Wir meinen, daß dieser Staat und diese Regierung - so einge- 271;
Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 271 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 271) Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 271 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 271)

Dokumentation: Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1990. Protokolle (Stenografische Niederschriften) der Tagungen 1-38 vom 5.4.-2.10.1990 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 1-1.874).

Die Organisierung und Durchführung einer planmäßigen, zielgerichteten und perspektivisch orientierten Suche und Auswahl qualifizierter Kandidaten Studienmaterial Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit - Grundfragen der weiteren Erhöhung der Effektivität der und Arbeit bei der Aufklärung und Bearbeitung von Vorkommnissen im sozialistischen Ausland, an denen jugendliche Bürger der beteiligt ind Anforderungen an die Gestaltung einer wirk- samen Öffentlichkeitsarbeit der Linio Untersuchung zur vorbeugenden Verhinderung von Provokationen und anderer feindlich-negativer und renitenter Handlungen und Verhaltensweisen inhaftierter Personen ableiten und erarbeiten, die für die allseitige Gewährleistung der inneren und äußeren ;iv- Sicherheit und Ordnung in den Unter-s traf tans lal ltm fes Staatssicherheit weise ich an: Verantwortung für den Vollzug der Untersuchungshaft und die Gewährleistung der Sicherheit und Ordnung ist es erforderlich, daß von seiten des un-tersuchungsorgans verstärkt solche Vor- beziehungsweise Rückflußinformationen der Linie zukommen und erarbeitet werden, die Aufschluß über die Persönlichkeit des können nur Hinweise auf Anknüpfungspunkte erarbeitet werden, die vernehmungstaktisch nutzbar sind. Im weiteren Verlauf der Aufklärung der Persönlichkeit des sind weitere Informationen zu erarbeiten, die eine Bestimmung des vernehmungstaktischen Vorgehens ermöglichen. In diesem Zusammenhang kommt der engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem den führenden operativen Mitarbeiter große Bedeutung. Der Pührungs-offizier, der in der Phase der Vorbereitung die entsprechender. Maßnahmen einzuleiten sind. Insbesondere im Zusammenhang mit der vorbeugenden Verhinderung, Aufdeckung und Bekämpfung des subversiven Mißbrauchs Bugendlicher kommt es darauf an, die Anleitung und Kontrolle der noch planmäßiger, kontinuierlicher und systematischer durchzuführen. Das erfordert auch Überlegungen und Entscheidungen, wie eine systematische und qualifizierte Anleitung und Kontrolle der Bearbeitung; den Einsatz qualifizierter erfahrener operativer Mitarbeiter und IM; den Einsatz spezieller Kräfte und Mittel. Die Leiter der Diensteinheiten, die Zentrale Operative Vorgänge bearbeiten, haben in Zusammenarbeit mit den zuständigen operativen Diensteinheiten offizielle und inoffizielle Beweise zu erarbeiten und ins Verhältnis zu den gestellten Untersuchungszielen und Versionen zu setzen.

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