Tagungen der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik 1990, Seite 1322

Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 1322 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 1322); durch die Bundesrepublik gestellt wird und dort nach Regeln gewählt wird. Die können einheitlich sein, sie können verschieden sein, aber es müssen getrennte Wahlgebiete sein, damit jedes Land entsprechend wählen kann. Stattdessen ist nun etwas vereinbart worden, was dazu führt, daß praktisch alle Parteien gezwungen werden - ich komme noch auf die Ausnahme - sich innerhalb kürzester Frist gesamtdeutsch auszudehnen, um eine bestimmte Sperrklausel zu überschreiten, auch wenn das zunächst - und es gibt ja noch die DDR - gar nicht das Anliegen einer Partei war und sie eben als Partei in der DDR zu diesen Wahlen antreten wollte. Wenn ich nun mal die Ergebnisse vom 18. März nehme und die Bevölkerungszahl und die Wahlberechtigten, baut man hier für eine Partei, die, sagen wir mal, nur in der DDR antreten würde; eine Sperrklausel von weit über 20 % auf, und da können Sie mir nicht erzählen, daß das demokratisch wäre. Das ist eigentlich unvertretbar. Ich weiß auch nicht, weshalb dann eine solche Partei gezwungen werden muß, sofort, ohne daß das historisch gewachsen ist, ohne daß dafür die Voraussetzungen bestehen, eigentlich bestünden, sich gesamtdeutsch auszudehnen und warum ihr nicht dafür die entsprechende Zeit gelassen werden kann. Nun habe ich doch von der CDU gehört, daß sie das eigentlich wollte. Sie wollte getrennte Wahlgebiete, sie wollte keine oder eine geringere Sperrklausel oder wenn, dann nur Sperrklauseln für getrennte Wahlgebiete oder auch nur für die einzelnen Bundesländer oder künftigen Länder. All das ist nicht zustande gekommen, was die CDU gesagt hat, und dennoch spricht sie von einem Kompromiß. Ich frage mich im Ernst, wo der liegen soll. Ich habe ihn nicht erkannt, außer an einer einzigen Regelung, einer Huckepackregelung, die der DSU Plätze im neuen deutschen Bundestag sichern soll. Und da kommt es nun wiederum plötzlich auf die Sperrklausel gar nicht an, selbst wenn sie nur 1 % in der DDR bekäme. Ich gehe natürlich davon aus, daß sie mehr bekommen wird, aber selbst, wenn sie nur 1 % bekäme, würde das immer noch reichen, weil, hinten angeschnallt bei der CSU, die Hürde immer noch genommen würde. (Heiterkeit und Beifall bei der PDS) Nun weiß ich nicht, es ist wahrscheinlich höchst ungünstig, überhaupt einen Wahlvertrag kurz vor Wahlen zu schließen, weil natürlich jede Partei zunächst mal rechnet und überlegt, wie sie bei diesem Wahlrecht jetzt abschneidet, während - wenn man das vier Jahre im voraus macht - man vielleicht etwas objektiver an bestimmte Fragen herangeht. Aber nun ein Wahlrecht zu gestalten, das im Prinzip auf zwei Parteien gemünzt ist, und das war ja nun allen Medien zu entnehmen, nämlich , wie kriegt man die DSU rein und wie kann man die PDS draußen lassen, finde ich als Motiv für ein Wahlrecht zu wenig. Ich verstehe, daß das nicht Ihren Vorstellungen entspricht, aber Sie müssen auch verstehen, daß es wenigstens mit Demokratie gar nichts zu tun hat. (Beifall bei Bündnis 90/Grüne und PDS) Und dabei nimmt man selbstverständlich noch in Kauf, daß die Bürgerbewegung in der DDR, die den ganzen Prozeß in Bewegung gebracht hat, gleich mit auf der Strecke bleibt. Und das ist bestimmten Leuten auch gar nicht so unrecht, weil man dann leichter wieder von gemeinsamer Vergangenheit und Zukunft träumen kann. Ich sage nur: Es lädt hier auch jeder historische Schuld auf sich, der auf die Art und Weise einen Großteil von Wählerinnen und Wählern der DDR ausschließen will. Und Sie wissen, und das nehmen Sie jetzt einmal hin, unabhängig von diesen Wahlen, je größer die Hürde für eine Gruppe von Menschen ist, parlamentarisch vertreten zu sein, desto größer ist die Gefahr, daß diese den Parlamentarismus überhaupt ablehnt und sich in andere Richtungen entwickelt. (Unruhe bei der CDU/DA) Ja, ich bitte das nicht zu unterschätzen, denken Sie doch einmal darüber nach. Und denken Sie auch einmal darüber nach, daß kein anderes Land der westlichen Demokratien mit Verhältniswahlrecht eine solche Sperrklausel hat. Und die sind nicht etwa alle dümmer, die haben sich etwas dabei gedacht. Und vielleicht 1322 sollte man hier nicht am deutschen Wesen alles andere genesen lassen, sondern Sie hätten einmal überprüfen lassen sollen, ob nicht die anderen vielleicht klügere Gedanken hatten als die, für die Sie sich entschieden haben. Und jetzt werde ich Ihnen sagen, was alles gegen eine so hohe Sperrklausel spricht. Das ist nicht nur das, was auf der Hand liegt, daß nämlich viele Stimmen unberücksichtigt bleiben und letztendlich zu Mandaten von Parteien führen, die gar nicht gewählt worden sind. Und da kann ich mal ein willkürliches Beispiel nehmen. Nicht für diese Wahl, es kann ja die nächste oder übernächste sein. Nehmen wir doch einmal an, drei Parteien bekämen vier Prozent der Stimmen. Dann sind das über 10 Millionen Stimmen, die völlig unberücksichtigt bleiben. Der zweite Punkt, der an Sperrklauseln gefährlich ist, ist die Tatsache, daß natürlich das Entstehen neuer politischer Parteien und Bewegungen wesentlich erschwert wird, weil jede neue Partei oder Bewegung, wenn es keine Sperrklausel oder eine Sperrklausel von 1 % oder 2 % gäbe, ganz andere Chancen bekommen würde, als wenn sie über drei Millionen Stimmen haben muß, um überhaupt einen Abgeordneten ins Parlament zu bekommen. Dann geben sie viel schneller auf, mit entsprechenden Wirkungen. Das Dritte ist, daß man damit natürlich Wählerverhalten manipuliert; denn es wird viele Wählerinnen und Wähler geben, die einer bestimmten Partei gern ihre Stimme geben würden, aber sagen: Das hat ja doch keinen Sinn, die wird die 5-Prozent-Klausel nicht überschreiten, also wähle ich lieber eine Partei, von der ich ganz sicher bin, daß sie es schafft, damit meine Stimme kein ganz anderes Ergebnis kriegt, als ich eigentlich vorhabe. -Das nennt man die Wahl des sogenannten kleineren Übels, und ich wundere mich schon, daß es da eine Partei gibt, die so wahnsinnig scharf darauf ist, immer als kleineres Übel gewählt zu werden. (Heiterkeit bei der PDS) Meine Partei würde sich da schämen, wir wollen gern direkt gewählt werden. (Nicht zu verstehende Zurufe bei der SPD, Beifall bei der PDS) Und ich sage Ihnen, wir vergeben uns außerdem noch eine Chance, wir vergeben uns nämlich die Chance, durch eine Wahl ein wirkliches Meinungsbild zu erhalten. Ich würde schon gern auch bei kleineren Parteien wissen wollen, wie groß die Anhängerschaft eigentlich ist, weil das auch eine wichtige Aussage ist für die politische Arbeit, auch wenn man versucht, sie für bestimmte Dinge zu gewinnen oder sie von bestimmten Dingen abzubringen. (Wahlergebnisse lesen! - bei der SPD) Nein, die sind dann eben nicht mehr in diesem Sinne aussagekräftig. Das verschieben Sie ja gerade, und das wissen Sie doch auch, daß Sie das tun. Also Sie lehnen die getrennten Wahlgebiete ab, obwohl erstmalig gewählt wird. Sie führen eine Sperrklausel ein, die höher ist als die bisherige in der Bundesrepublik, weil ja 12 Millionen Wähler dazukommen und 5 % dann wesentlich mehr sind, als das bisher der Fall ist. Das ist eine indirekte Erhöhung der Sperrklausel. Sie erschweren es neuen Parteien, sie erschweren es natürlich DDR-Parteien. Sie begeben sich meines Erachtens in Konflikt mit dem Grundgesetz, das nämlich die Chancengleichheit verlangt, und verlagern mithin die Verantwortung von den Parlamenten zum Bundesverfassungsgericht, was ich natürlich nicht beneide. Aber es wird wohl nicht umhin kommen, dazu eine Entscheidung zu treffen. Und dann kommt dieser Zeitpunkt. Nachdem nun die CDU angeblich so lange darum gekämpft hat, daß auch andere Parteien eine Chance bekommen, gibt sie das alles ab und auf, nennt das Ganze noch einen Kompromiß, verliert damit meines Erachtens auch ihre Unschuld - (Heiterkeit bei der CDU/DA);
Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 1322 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 1322) Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 1322 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 1322)

Dokumentation: Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1990. Protokolle (Stenografische Niederschriften) der Tagungen 1-38 vom 5.4.-2.10.1990 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 1-1.874).

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