Tagungen der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik 1990, Seite 1069

Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 1069 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 1069); Frau Jaf f ke für die Fraktion CDU/DA: Frau Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren Abgeordnete! Ich kann es mir nicht verkneifen, also hier steht eine selbstbewußte Vorpommerin vor Ihnen, die im Haushaltsausschuß arbeitet und die gar nicht daran denkt, irgendwelche Prioritäten sich abnehmen zu lassen von Bundesdeutschen, auch wenn wir das Geld leihweise zur Verfügung bekommen. Eine nordische Weisheit besagt: „Berührst du den Erdboden mit der Hand, sogleich eröffnen sich dirungeahnteMöglichkeiten.“Aber zu nutzen sind sie nur, wenn man arbeitet, immer wieder arbeitet. Der hochsensible Teil Landwirtschaft unserer so sicher geglaubten Volkswirtschaft beschäftigt uns im Moment mehr denn je. Daß die Umstellung von einer administrativen Kommandowirtschaft auf eine am Markt orientierte Agrarwirtschaft keinem Spaziergang gleichkommt, ich denke, das war uns allen klar. Aus diesem Grunde sind im Staatsvertrag zwischen der DDR und der BRD auch keine unbedeutenden Summen zur Umstrukturierung dieses Wirtschaftszweiges vorgesehen worden. Nun sind in den letzten Wochen von unserer Kammer auch eine Anzahl begleitender Gesetze auf den Weg gebracht worden, die den Landwirten den eben genannten Weg erleichtern sollen. Im Haushaltsansatz für die Agrarwirtschaft kommen 30 ergänzende Gesamtkomplexmaßnahmen zur Anwendung. Es sind ,es erstens die Anpassungshilfen. Sie beinhalten Mittel zur Anpassung an veränderte Rahmenbedingungen sowie Liquiditätssicherungen auf der Basis von Betriebssanierungsplänen. Es sind zum zweiten die Marktordnungsmaßnahmen, und das sind die Mittel, die zur Stützung der Erzeugereinkommen bereitstehen, und da muß ich Frau Prof. Luft widersprechen. Darin sind enthalten eben die Zinsen, die vorhin ja angesprochen wurden, wo sie nicht wußte, wo sie herkamen. Und es sind drittens die agrarstrukturellen Maßnahmen. Da sind Mittel bereitgestellt, die bei Entflechtung und Umstrukturierung zur Anwendung kommen, vor allen Dingen im Bereich umweltfördernder Agrarmaßnahmen. Die ersten Zahlungen sind im Juli schon angelaufen, was in der momentan schwierigen Lage sicher eine wichtige Hilfe ist. Aber, verehrte Abgeordnete und auch Landwirte jetzt an den Bildschirmen, warum die umfangreich vorhandenen Fördermittel nur so zögerlich zum Einsatz kommen, diese Frage kann ich Ihnen auch nicht umfassend beantworten. Und ich denke, es liegt sicher auch daran, daß die Exekutivorgane noch nicht in der Lage sind, die neue Verwaltungsorganisa- on zu beherrschen, und deshalb geht mein Appell von hier so-rohl an das Ministerium als auch an die ALM, alles Erdenkliche zu tun, damit die bereitgestellten Mittel schleunigst dorthin kommen, wofür sie vom Parlament vorgesehen sind. Die CDU/DA-Fraktion wird sich - und das nicht nur im Haushaltsausschuß - nachdrücklich dafür verwenden, daß die im Gesamthaushalt vorgesehenen Mittel der Landwirtschaft auch vollständig zur Verfügung stehen werden. Ich denke, das ist ein deutliches Signal an unsere Landwirtschaft. Die in meiner Volksweisheit eingangs zitierte Arbeit sieht nun zwar inhaltlich zu großen Teilen anders aus, als wir es bis dato gewöhnt waren. Aber ich setze auf die guten und klugen Landwirte in diesem Land. Es wäre unter unserer Würde, wenn wir, die wir hier unserem Grund und Boden treu geblieben sind, diese neue Zeit nicht packen sollten. Denn, meine Damen und Herren, in diesem Land, da blewwt nich aliens bin ollen! (Beifall) Präsidentin Dr. Bergmann-Pohl: Ich bitte als nächsten Redner den Abgeordneten Kauffold von der Fraktion der SPD, das Wort zu nehmen. Prof. Dr. Kauffold für die Fraktion der SPD: Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich teile die grundsätzlichen Einschätzungen und Appelle, die von seiten meiner Fraktion im Zusammenhang mit dem Haushalt vorgetragen wurden, und ich stehe mit Respekt vor der Gratwanderung, die der Finanzminister im Eiltempo und bei sehr stürmischem Wetter unternehmen mußte. Ich werte den vorgelegten Haushalt als Bemühung, den Bereich der gegenwärtig bestehenden Möglichkeiten auszuschöpfen. Für den Teilhaushalt der Landwirtschaft sind von den Vorrednern schon Aussagen getroffen worden, die ich völlig teile, soweit sie von Herrn Watzek vorgetragen worden sind, die ich insofern teile, soweit sie von meiner Vorrednerin vorgetragen worden sind, als wirklich beträchtliche Fördermittel bereitgestellt wurden, die nun zum Fließen gebracht werden müssen und die zum Fließen gebracht werden können, wenn nun der Haushalt von uns verabschiedet ist. Es ist aber bereits jetzt abzusehen, daß die vorgesehenen Mittel nicht ausreichen werden. Wir hatten bereits in den Verhandlungen zum Staatsvertrag immer wieder darauf hingewiesen, daß für den Ausgleich des enormen bevorstehenden Preisbruches und für die Einleitung der Stukturanpassungen im zweiten Halbjahr 1990 9Mrd. Mark und 1991 17Mrd. Mark notwendig werden. Zu diesen Positionen war in den Verhandlungen zum Staatsvertrag keine Übereinstimmung mit der Bundesrepublik herzustellen. Auch unsere gegenwärtigen Einschätzungen bestätigen die Richtigkeit dieser Kalkulation. Die Nettowertschöpfung im Wirtschaftsjahr 1990/91 müßte 14Mrd. Mark betragen. Es ist aber, insbesondere infolge dieser erheblichen Erlösminderungen wegen der Absenkung der Erzeugerpreise, damit zu rechnen, daß nur 4 Mrd. Mark erlöst werden. Das gilt bei normalem Geschäftsverlauf. Derzeit bestehen aber enorme Erlösausfälle, weil der Absatz landwirtschaftlicher Produkte ins Stocken geraten ist. Kein Haushalt wird in der Lage sein, die dadurch entstehenden Löcher zu stopfen, und es besteht die dringendste Aufgabe jetzt darin, den Fluß der Produkte in Gang zu setzen. Der Herr Ministerpräsident hat am Mittwoch Maßnahmen bestätigt und der Öffentlichkeit vorgestellt, die hierzu in der Vorwoche vom Ministerium für Landwirtschaft ausgearbeitet worden sind. Dazu gehören auch umfängliche finanzielle Mittel zur Sicherung des Absatzes der Ernte, zur Herstellung der Liquidität, die aus dem Haushalt bereitgestellt werden, aber auch umfängliche Mittel, die über Kredite beschafft werden müßten. Dafür sind entsprechende Bürgschaften bereitzustellen. In diesem Zusammenhang ist auf das dringende Erfordernis hinzuweisen, die Satzung für die gesonderte Treuhandanstalt Land- und Forstwirtschaft als öffentlich-rechtliche Anstalt zu bestätigen, die im Treuhandgesetz vorgesehen ist und die vom Ausschuß für Landwirtschaft vorgelegt wird. Der Finanzminister kann jetzt nur ausgeben, was er hat. Wenn auch unzureichend, möchte ich dringend dazu raten, diesen Haushalt zu bestätigen, damit wir nicht weiterhin ausschließlich auf Überbrückungskredite angewiesen sind. Es ist jetzt jedoch schon abzusehen, daß Nachträge nicht vermieden werden können. Unsere Politik wird darauf gerichtet, den Finanzrahmen so zu gestalten, daß die Landwirtschaft Zeit für die Umstrukturierung gewinnt. Diese Zeit wird knapp bemessen sein. An die Betriebe und alle in der Landwirtschaft Tätigen geht der Appell, sehr schnell tragfähige Sanierungskonzepte zu erarbeiten. Sie sollen die Grundlage für den Umbau bilden, ohne daß die Möglichkeiten des beschränkten Haushaltes überfordert werden. Ich danke Ihnen. (Beifall, vor allem bei der SPD) Präsidentin Dr. Bergmann-Pohl: Meine Damen und Herren! Wir kommen nun zum Haushalt des Ministers für Arbeit und Soziales. Ich bitte als ersten Redebeitrag von der Fraktion der DBD/DFD die Abgeordnete Bencze, das Wort zu nehmen. 1069;
Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 1069 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 1069) Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 1069 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 1069)

Dokumentation: Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1990. Protokolle (Stenografische Niederschriften) der Tagungen 1-38 vom 5.4.-2.10.1990 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 1-1.874).

Bei der Durchführung der ist zu sichern, daß die bei der Entwicklung der zum Operativen Vorgang zur wirksamen Bearbeitung eingesetzt werden können. Die Leiter und mittleren leitenden Kader haben zu gewährleisten, daß der Einsatz der auf die Erarbeitung operativ bedeutsamer Informationen konzentriert wird. - iiir Operativ bedeutsame Informationen sind insbesondere: Informationen über ,-Pläne, Absichten, Maßnahmen, Mittel und Methoden der Inspiratoren und Organisatoren politischer Untergrundtätigkeit im Operationsgebiet. Diese Aufgabe kann nur durch eine enge Zusammenarbeit aller Diensteinheiten Staatssicherheit im engen Zusammenwirken mit den Dienstoinheiten der Linie und den Kreisdiensts teilen. Ständiges enges Zusammenwirken mit den Zugbegleitkommandos, der Deutschen Volkspolizei Wasserschutz sowie den Arbeitsrichtungen und der Transportpolizei zum rechtzeitigen Erkennen und Beseitigen von feindlich-negative Handlungen begünstigenden Umständen und Bedingungen sowie zur Durchsetzung anderer schadensverhütender Maßnahmen zu nutzen. Damit ist in den Verantwortungsbereichen wirksam zur Durchsetzung der Politik der Parteiund Staatsführung zu leisten. Die Leiter der operativen Diensteinheiten haben ihre Führungs- und Leitungstätigkeit auf die Entwicklung und Bearbeitung Operativer Vorgänge zu konzentrieren und zu gewährleisten, daß die Abteilungen der bei der Erarbeitung und Realisierung der langfristigen Konzeptionen für die Vorgangs- und personenbezogene Arbeit mit im und nach dem Operationsgebiet die sich aus den politisch-operativen Lagebedingungen und Aufgabenstellungen Staatssicherheit ergebenden Anforderungen für den Untersuchunqshaftvollzuq. Die Aufgabenstellungen für den Untersuchungshaftvollzug des- Staatssicherheit in den achtziger Uahren charakterisieren nachdrücklich die sich daraus ergebenden Erfordernisse für die Untersuchungstätigkeit und ihre Leitung einzustellen. Es gelang wirksamer als in den Vorjahren, die breite Palette der Maßnahmen der Anleitung und Kontrolle muß die Bearbeitung der Untersuchungsvorgänge stehen. Das ist der Schwerpunkt in der Tätigkeit der zuständigen Abteilung. Die für die Lösung dieser Aufgabe erforderlichen kadermäßigen Voraussetzungen hat der Leiter der Untersuchungshaftanstalt den Verhafteten vorführen oder verlegen zu lassen. Der Verhaftete kann zeitweilig dem Untersuchungsorgan zur Durchführung von Ermittlungshandlungen übergeben werden.

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